Schwalmtal: Pädagogik-Siegel für Vorzeige-Schule

An der Realschule in Schwalmtal gehen Lehrer, Schüler und Eltern besonders fair miteinander um.

Schwalmtal. Es ist noch der Geist des ersten Rektors der Janusz-Korczak-Realschule Schwalmtal (Kreis Viersen), der durch die Räume weht. Hans Hucko hatte es sich vor 37 Jahren zur Aufgabe gemacht, immer wieder miteinander für den fairen Umgang von Schülern, Lehrern und Eltern zu sorgen.

Alle, die im Laufe der Jahre zu ihm gestoßen sind, haben sich dieses Ziel zu eigen gemacht und auch jetzt, in den Jahren nach seiner Pensionierung, bewahrt und weiter ausgebaut.

Als Ergebnis hat die Schule mit ihren fast 900 Schülern am Samstag als erste Schule in NRW das Fairness-Siegel für Schulen erhalten. Vergeben wird diese Auszeichnung vom Institut für Gewaltprävention.

Das vor gut zwei Jahren gegründete Institut ist ein Zusammenschluss von rund 20 Trainern, die alle in der Gewaltprävention arbeiten, aber mit verschiedenen Ansätzen. Theaterpädagogen sind ebenso vertreten wie Kampfkunst-Lehrer. Nach einem Vier-Säulen-Modell hat das Institut das Fairness-Siegel entwickelt.

Die erste Säule (gewaltfrei) fordert Fairness in der Schülerschaft, Streitschlichtung durch ausgebildete Schüler anstelle von Lehrern. Die zweite Säule (respektvoll) betrifft die Lehrerschaft, die die Maßnahmen zur Gewaltprävention kennen und praktizieren soll.

Außerdem müssen die Pädagogen im Unterricht Raum für das Thema Respekt bereitstellen. Als drittes (human) müssen ausgebildete Fachkräfte für Gewaltprävention zur Verfügung stehen, die drei Stunden pro Woche nicht unterrichten, sondern in diesem Sinne tätig sind.

Die Janusz-Korczak-Realschule hat in diesem Punkt "eine herausragende Position in NRW", wie Rüdiger Stellberg, Leiter des Instituts für Gewaltprävention, während der Verleihung hervorhob. Denn der Förderverein der Schule bezahlt für acht Stunden pro Woche eine Sozialpädagogin.

Die vierte Säule (fair) betrifft den Umgang mit den Noten und dem Wissen der Schüler um diese Noten. Aus der Holschuld "Der Schüler kann jederzeit seinen Leistungsstand abfragen" wird die Bringschuld "aktive und regelmäßige Beratung". Mindestens zwei Mal, besser vier Mal im Jahr müssen diese Schulen den Schülern die Noten nennen und sie beraten, wie sie sich verbessern können.

Stellberg hätte sich gewünscht, dass auch ein Vertreter des Landes-Schulministeriums nach Schwalmtal gekommen wäre. Dort, so berichtete Stellberg am Rande der Veranstaltung, habe man abgewunken. Ein Sprecher habe ihm erklärt, dass diese Kriterien eigentlich von allen Schulen in NRW erfüllt werden müssten und völlig normal seien. Tatsächlich aber ist es trotz zahlreicher Bewerbungen erst dieser einen Schule im ganzen Land gelungen, die Auflagen für das Siegel zu erfüllen.

Die meisten Voraussetzungen dafür waren jedenfalls in Schwalmtal schon länger erfüllt, an der Notentransparenz hat die Lehrerschaft bewusst gearbeitet, um das Siegel zu erhalten. Schon in der Festschrift zum zwanzigjährigen Bestehen der Schule war die "solidarische Weggemeinschaft zwischen Lehrern, Eltern und Schülern" genannt worden, die zu dieser Schule gehörte. Außerdem hatte der damalige Autor festgestellt, dass die Schüler und Lehrer "nicht alle gleich, aber alle mit der gleichen Würde ausgestattet" seien.