Stadtarchiv: Blick ins Gesicht der Vorfahren

Wolfgang Dickopf übergibt dem Archiv seine Familienchronik und die Bilder seiner Ahnen.

Viersen. Wer kann schon seinen Stammbaum über drei Jahrhunderte zurück verfolgen? Wolfgang Dickopf kann es. In einer schmalbrüstigen braunen Kladde kann er Leben und Leistungen seiner Ahnen nachlesen. 1706 gab es den ersten Eintrag.

Der Viersener aus dem Noppdorf weiß sogar, wie seine Vorfahren ausgesehen haben. Sie ließen sich in Öl porträtieren. Von 1750 stammt das erste Dickopf-Bild, von 1950 das letzte, es zeigt den Vater Wolfgang Dickopfs.

Ewers hielt es für ein Wunder, dass die Bilder Jahrzehnte und Jahrhunderte mit Unruhen und Kriegen unbeschadet überstanden. Die Erklärung Dickopfs, zumindest für die jüngere Zeit: "Meine Familie war gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Harz evakuiert. Um die Bilder zu retten, schickte sie mein Vater an einen Onkel meiner Mutter. Der war Pastor an Herz-Jesu in Köln und hat sie in der Kirche hinter dem Altar versteckt."

Dickopf selbst hatte die Ahnengalerie in seiner Wohnung im Noppdorf gelagert, doch nicht aufgehängt. "Ich hatte keine so rechte Beziehung dazu", gibt er zu, "und obwohl ich eine große Wohnung habe, hätten sie nicht gewirkt."

Die Familie Die Dickopfs stammten aus Bonn-Siegburg. Mitte des 19. Jahrhunderts kam C. Jakob Dickopf als Konditorei-Gehilfe nach Viersen. Er gründete einen eigenen Betrieb und machte ein Vermögen. 1888 bis 1890 baute er das Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße 66. 36 Jahre gehörte C. Jakob dem Stadtrat an und hatte Ehrenämter in der Handwerkskammer, der Innung, im Aufsichtsrat des Spar- und Kreditvereins und der Feuerwehr inne.

Das Stadtarchiv Archivar Marcus Ewers bezeichnete die Chronik als wertvoll, weil durchgehend geführte Familienchroniken selten sind. Es ist das erste Mal, dass dem Stadtarchiv ein solches Werk angeboten wurde.