Viersen: Tolles Festival trotz Beinbruch
Musik: Drei Tage lang wurde am Hohen Busch gerockt. Eine Änderung gab’s wegen einer Verletzung.
Viersen. Ominöse "Helga"-Rufe schallen über den Zeltplatz, das "Bierdosen-am-Stock-Orchester" zieht mit dem Schlachtruf "Für den Suff" umher - willkommen beim fünften Eier-mit-Speck-Festival am Hohen Busch in Viersen mit 26 Bands an drei Tagen.
Freitag, die Ouvertüre: Nach "Happy Hardcore"-Klängen sowie Rock und Pop gibt es Punk aus Hamburg mit der Gruppe Montreal. Hier stimmt die Attitüde: freche deutsche Texte gepaart mit eingängigen Melodien. Ach ja: Der Gitarrist hat den Flieger verpasst und wird anfangs vertreten. Hinzu kommt die gewaltig scheppernde Rhythmus-Sektion - was den Punk nur aufwertet.
Vom Nietengürtel dann zum Grammy-Gewinner: Headliner Everlast überzeugt auf ganzer Linie. Seine tiefe Stimme bettet sich ein in breite Hammond-Flächen und die straighten Drums. Einen ganzen Sumpf scheint er hinter den Stahlsaiten zu haben, so südstaatlich klingt die Gitarre. Diese triefende Romantik hätte man eher beim Tennessee-Rockgrass von "Hayseed Dixie" erwartet - eine echte Überraschung in Viersen.
Der Mond hängt schief am Himmel, beäugt kunstnebelversteckt das Treiben in dieser eigenen kleinen Welt am Niederrhein. Der Tag endet mit Elektro von Transmitter, den soundreichen Nachkommen von The Prodigy und den Beastie Boys.
Samstag, Rock’n’-Roll: Die Australier von Buggirl sind der ehrlichste Act des Tages: Laute Downunder-Stories einer staubigen Welt "on the road" - voller Blut, Schweiß und Bier.
Ein Beinbruch in einer Gruppe wirft den Tagesplan um, der Ersatz für Freaky Fukin Weirdoz heißt Jaya the Cat, eine bekannte Eier-mit-Speck-Größe aus Amsterdam.
Mit einem Partybus sind 17 Leute aus Heinsberg angereist - mit acht Schlafplätzen, Theke und eigener Anlage fallen sie auf dem Wohnmobil-Gelände besonders auf. Anja aus Oldenburg hat ihre Freunde, darunter "Fiedi aus Emden", zum 26. Geburtstag nach Viersen eingeladen.
Mitveranstalter Christoph "Budda" Jinkertz äußert sich backstage zufrieden: "Wir haben uns einige Musikwünsche erfüllt." Dazu gehört auch der MBWTEYP-Glamrock mit Zylinder und silbernem Paillettenkleid.
Die Mitglieder des Headliners Paradise Lost essen zuerst 180-Gramm-Burger mit Fritten und bieten dann Metal von melodiös bis düster. Diesmal hängt ein klarer Mond am Himmel.
Gestern dann der Schlussakkord mit dem Eier-mit-Speck-Frühstück: 16000 Eier und 200 Kilogramm Speck locken 1500 Leute zu Trashtucada, es folgt Morgengymnastik zu spanischem Ska. Dosenvorhänge zieren Zeltwände, Wallis Bird singt Selbstkomponiertes über Irland und den Rest der (Musik-)Welt. Am späten Abend rocken Good Charlotte. Zeit für ein Fazit: War super hier, Leute!