Altenheim: Ein Garten mit Haltestelle

Über einen Sinnesgarten verfügt nun das Hubertusstift in Schiefbahn. Gestern wurde er eingeweiht.

<strong>Schiefbahn. Mitten im Garten steht eine Bushaltestelle. Der Fahrplan ist am Halteschild angebracht, daneben ein Pavillon. Busse jedoch sucht man vergeblich. Das muss wohl daran liegen, dass Busse in Gärten eher selten verkehren. Trotzdem erfüllt die Haltestelle ihren Zweck, wie Anton Deiringer, Leiter des Hubertusstiftes, erklärt: "Manche unserer demenzkranken Bewohner sind sehr unruhig. Durch die Vorstellung, sie müssten warten, werden sie ruhiger." Gestern wurde der Erlebnis- und Sinnesgarten im Schiefbahner Altenheim eingeweiht. Pfarrer Johannes Brüggemann sagte in seiner Einweihungsrede, der Garten sei ein typisches Bibel-Motiv. Bereits im Buch Genesis heiße es, dass Gott den Menschen in den Garten gesetzt habe, den er zuvor geschaffen habe: "Und auch der Heiland am Kreuz blickte auf einen Garten." Dem Segen des Geistlichen schlossen sich die Bitten für die Menschen im Hause an. Etwa zwei Drittel der 116 Bewohner des Heimes leiden an einer Demenzerkrankung. Daher war Anton Deiringer der Bau der Gartenlandschaft auch besonders wichtig: "An den verschiedenen Stationen des Gartens können sich manche Bewohner an Erfahrungen und Gewohnheiten aus ihrem Leben erinnern." So habe ein Mann auf der gut einen Meter erhöhten Kegelbahn seine alte Sportleidenschaft wieder entdeckt. Auch andere Stellen im Garten, der vorher, so Deiringer, "nur eine wilde Wiese" war, animieren die Senioren. Ein Voliere zum Beispiel oder Kräuter- und Blumenbeete. Zur Zierde wurden Rosenbögen, Beerensträucher und Hecken angelegt. Neben der Gestaltung, die die Kölner Landschaftsarchitektin Ute Becker mit Mitarbeitern des Heims übernommen hatte, mussten auch Aspekte der Sicherheit beachtet werden. Da manche Kranke dazu neigen, wegzulaufen oder die Orientierung zu verlieren, ist die Anlage geschlossen geschaltet, so dass sich die Bewohner in einem geschützten Bereich aufhalten können. Die Wege sind breit und befestigt. Die Sicherheit ist also gewährleistet. Etwas mehr als ein halbes Jahr wurde am Hubertusgarten gearbeitet. Der ganze Park wurde aufgerissen. "Zeitweise erinnerte die Fläche an eine Mondlandschaft", lacht Anton Deiringer. Davon ist nun, knapp neun Monate später, rein gar nichts mehr zu sehen. Die Gartenanlage ist rundum fertig. Warum aber die Bushaltestelle dort steht, muss der Besucher erst erfragen. Und Vorsicht! So bald fährt dort kein Bus. Finanzierung

Kosten: Der finanzielle Aufwand für den Erlebnisgarten liegt nach Angaben von Heimleiter Anton Deiringer bei gut 100 000 Euro.

Zuschuss: Möglich wurde die Anlage durch einen Zuschuss der Stiftung Wohlfahrtspflege sowie Geld aus dem Nachlass des ehemaligen Schiefbahner Pastors Bernhard Brück, der das Hubertusstift in seinem Testament bedacht hatte.