Parteien: Die Basis spricht ein Machtwort

In der Tönisvorst CDU wurden Stühle gerückt. Es gab ein überraschend deutliches Votum für Reinhard Maly.

Tönisvorst. Es wurde nicht der Abend von Christiane Tille-Gander. Und damit auch nicht der des Fraktionsvorsitzenden Horst von Brechan. Der hatte sie gegen Reinhard Maly ins Rennen um den CDU-Parteivorsitz geschickt - und favorisiert.

Doch die breite Basis hat am Dienstagabend anders entschieden: Schon im ersten Wahlgang erreichte Maly die erforderliche Stimmenmehrheit und bleibt damit weitere zwei Jahre im Amt. Die Tönisvorster CDU wird also mit dem neuen alten Vorsitzenden die Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und Europa-Wahlen 2009 und 2010 vorbereiten.

Maly, dem seine Kritiker uneffektive Vorstandsarbeit vorwerfen, trat nicht an wie jemand, der als Verlierer von vorneherein feststeht. Selbstbewusst meinte er: "Unsere Arbeit lässt sich sehen." Er machte aber keinen Hehl daraus, dass er sich die Zusammenarbeit mit Teilen des Parteivorstandes anders vorgestellt habe: "Bei uns wird leider noch viel zerredet, statt Ideen positiv zu begleiten."

Von der Fraktion habe er nicht die Unterstützung erfahren, die er sich gewünscht hätte. Dabei, so machte Maly klar, "ist die Partei die Speerspitze, die Ideengeberin. Die Fraktion muss das Machbare durchsetzen."

Christiane Tille-Gander gelang am Abend nicht, was sie sich für ihre Arbeit als Tönisvorster Parteivorsitzende vorgenommen hatte: "Ich will motivieren, begeistern, Wege weisen und antreiben." Sie betonte, dass sie sich aus freien Stücken entschlossen habe zu kandidieren. "Diese Christiane Tille-Gander ist eine selbstständig denkende und handelnde Frau, keine, die man vor einen Karren spannen kann."

Das war ein klarer Dämpfer für von Brechan. Die Parteibasis hat ihren einflussreichen Mann abgestraft. Eine deutliche Mehrheit stärkte dem Vorsitzenden Maly den Rücken. Dessen Kritik an der Fraktion und ihrer mangelnden Solidarität ihm gegenüber wurde von den Mitgliedern nicht als Schwäche ausgelegt.

Christiane Tille-Gander dagegen wirkte an dem Abend nicht wie die starke, unabhängige Frau, die sie sein wollte: Sie betonte einmal zu viel, dass sie aus freien Stücken kandidiere.

Man wird nach dieser parteiinternen Machtprobe einen interessanten Neustart der CDU erleben dürfen. Mit zwei Männern, die sich nun auf gleicher Augenhöhe begegnen dürften. Und müssen. Denn sonst gibt das 2009 nichts mit der absoluten Mehrheit im Tönisvorster Rat. Wie sagte Maly so treffend: "Den Bürger macht nicht Politik verdrossen, sondern wie Politik gemacht wird."