Ehrenamt: Mit Kelle und Köpfchen

Schüler aus dem Kreis Viersen ermitteln ihre fünf besten Verkehrshelfer.

<strong>St. Tönis. Testfrage: Wie lang ist der durchschnittliche Anhalteweg eines Kraftfahrzeugs, das mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h fährt? Wissen Sie nicht? Trösten Sie sich, so geht es den meisten, obwohl sie einst in der Fahrschule die entsprechenden Formeln gelernt haben. Ein Verkehrshelfer hingegen, im Volksmund Schülerlotse genannt, muss das wissen. Vor allem dann, wenn er dank seines Wissens und Könnens zu den fünf Besten im Kreis Viersen gehören möchte. In der Gemeinschaftshauptschule Kirchenfeld in St. Tönis ermittelten 20 Schüler im Alter von 13-16 Jahren ihre fünf Vertreter für den Landeswettbewerb am 31. Mai in Solingen.

"Kinder über die Straße zu führen, ist eine gute Sache"

Für die jungen Lotsen ist dieser Wettbewerb ein Bonbon für ihre geleistete Arbeit. Wer es bis zum Finale schafft, kann sogar Bundessieger werden. Auch die 16-jährige Sandra gehört zu denen, die von ihrer Schule für den Wettbewerb gemeldet wurden. Sie hat in St. Tönis ein "Heimspiel", geht in die 10. Klasse der Hauptschule. "Kinder über die Straße zu führen, ist eine gute Sache", findet sie. "Dass ich morgens früh aufstehen muss, nehme ich dafür in Kauf." Früh um halb acht beginnt ihre Arbeit. Dann sorgt sie mit einigen Mitschülern dafür, dass Kinder sicher zur Schule geleitet werden. Das Gewinnen ist ihr nicht so wichtig, sagt sie, eher die Tatsache, dass sie noch einiges dazulernen kann.

Denn Verkehrshelfer sein heißt mehr, als mit der Kelle zu winken, wie Polizeioberkommissar André Schmitz, Verkehrsbeauftragter des Kreises Viersen, erläutert: "Die Schüler müssen auch theoretisches Wissen mitbringen, beispielsweise um einen Bremsweg und damit eine mögliche Gefahrensituation einschätzen zu können."

Im Wettbewerb müssen die Verkehrshelfer zunächst einen Test schreiben, der 25 Fragen zum Thema Verkehrssicherheit enthält. Danach stehen ein Reaktionstest, ein Rollenspiel zum Verhalten an der Lotsenstelle sowie ein Verkehrsparcours auf dem Programm. Die Jury, bestehend aus Polizeibeamten und Lehrern, ermittelt dann die Fünf, die die Aufgaben am besten bewältigt haben.

Lotsen-Nachwuchs gibt es, sagt Schmitz: "Aber natürlich hätten wir gerne mehr." Positiv sei, dass im Kreis Viersen auch viele Eltern diese Aufgaben übernehmen. Allein in St. Tönis seien es gut 60. "Wie viele Lotsen es gibt, hängt immer auch vom Einsatz der Lehrer ab", erklärt der Verkehrsbeauftragte.

Thomas Goßen, Rechtsamtsleiter der Stadt Tönisvorst, freut sich über das Engagement der Jugendlichen: "Es heißt immer, das Ehrenamt sei nicht mehr in. Daher ist es schön zu sehen, dass sich junge Leute einsetzen."

Gewinner Von den fünf Jugendlichen, die den Kreis Viersen beim Landeswettbewerb in Solingen vertreten, kommen allein vier aus Nettetal. Dies sind Fabienne Brüggemann (13), Carolin Camps (14), Eva Rütten (14) und Ronja Weisz (14). Willichs Fahne hält Jens Lonny (16) hoch.