Anrath: Ein Knast zieht um

Frauengefängnis: 162 inhaftierte Frauen wechselten am Mittwoch in Anrath die Zellen. Der Neubau ist bezogen worden.

Anrath. Es ist vollbracht. Am Mittwoch ging ein für alle Beteiligten ungewöhnlicher Umzug über die Bühne: Die Insassen des Anrather Frauengefängnisses zogen in den Neubau. 162 inhaftierte Frauen wechselten die Zellen.

Der Weg vom Alt- zum Neubau war nicht weit, aber die Logistik, die dahinter steckte, immens. "Wir haben schon vor drei Wochen damit begonnen, das Lazarett und die Kammer, in der die Hygieneartikel ausgeteilt werden, umzusiedeln", berichtete Anstaltleiterin Renate Gaddum. Dazu kam der Umzug der verschiedenen Fachdienste, die allesamt ihr eigens Büro in Kartons zusammenpacken und per Wägelchen zum Neubau hinüber transportieren mussten.

Welcher Inhaftierten wird welche neue Zelle zugewiesen? Der genaue Ablaufplan des Umzuges musste erstellt werden. Es galt zu entschieden, welche Abteilung wann mit welchen Frauen umzieht. Aber die gründliche Vorbereitung hat sich gelohnt: "Bis jetzt läuft alles wie am Schnürchen. Schon die Hälfte aller Frauen sind im Neubau untergebracht", strahlte am Mittag eine erschöpft wirkende Anstaltsleiterin.

Der Umzug stecke nicht nur ihr, sondern allen Mitarbeiten in den Knochen, fügte sie an. Alle mussten mit ran, denn die Abteilungsdienste mussten doppelt besetzt werden: Eine Mannschaft im Altbau, eine im Neubau.

Schon am Montagabend hatten alle inhaftierten Frauen Umzugskartons bekommen, die sie selbst zu packen hatten. "Heute um 7 Uhr war die Kirche der Treffpunkt für über 40 Mitarbeiter und mich. Um 7.30 Uhr ging es los", berichtete Gaddum. In Achtergruppen zogen die inhaftierten Frauen um, wobei sie halfen, ihre Kartons auf die Transportwägelchen zu laden und damit auch zum Neubau mit herüber rollten.

Zuerst wurden das oberste Geschoss im Altbau geräumt, da die Insassen auch im Neubau wieder ins Obergeschoss zogen. "Der Aufzug im Altbau hat leider den Geist aufgegeben. Wir müssen jetzt schauen, ob er wieder flott gemacht werden kann oder ob wir die Kartons einzeln die Treppen hinunter tragen müssen", so Gaddum.

Während die ersten schon mit dem Auspacken ihrer Kartons in den Zellen beschäftigt waren, zogen weitere Frauen über den Hof ihre Wägelchen in Richtung Neubau. "Bis jetzt haben sich alle über die neuen Zellen sehr erfreut gezeigt. Sie sind hell und freundlich", sagt die Anstaltsleiterin. Wobei einige der Langzeitinhaftierten schon ein komisches Gefühl beim Umzug hatten. "Es kamen Kommentare, dass man sich so fühle, als hätte der Vermieter einem gekündigt", erzählte Gaddum. Und für die Neuzugänge von Montag war es doch sehr ungewöhnlich, nach zwei Tagen die Zelle zu wechseln.