Tönisvorst: Eine Stadt wird zum Forschungsobjekt

Projekt: Senioren sollen stärker in die Planungen der Städte einbezogen werden. Wie das ermöglicht werden kann, wird in Tönisvorst geprüft.

Tönisvorst. "Partizipation im Alter in den Kommunen Nordrhein-Westfalens" - Forschungssprache klingt manchmal umständlich. In der Realität geht es darum, ältere Menschen mehr in Entwicklungen und Planungen für die Zukunft einer Stadt einzubinden - und dabei ist Tönisvorst einer von vier Modellstandorten eines Forschungsprojektes des Landes NRW.

Das "Forschungsinstitut für Geragogik" (FoGera) begleitet die Seniorenarbeit der Kommune in zwei Bereichen, erklärt Wolfgang Dannecker, bei der Stadt Tönisvorst zuständig für Altenberatung und Demographie: Die Arbeit des Kreises "Mein Altenheim in Vorst" wird im Rückblick untersucht, um Möglichkeiten und Grenzen zur Teilhabe (Partizipation) der Senioren an der Planung und Entwicklung des Seniorenhauses festzustellen.

Das Ergebnis hier ist bereits erkennbar, sagt Wolfgang Dannecker: "Es gibt einen kritischen Unterton, wonach der politische Raum noch nicht erkannt hatte, welche Chancen darin liegen, wenn sich ältere Menschen in die Planung einbringen."

Im Vordergrund steht aber die Gruppe "Wabe" (Wohnen als besondere Erfahrung), die dem Alter-nativen Seniorenbüro Tönisvorst angeschlossen ist. Die Mitglieder arbeiten an einem Konzept für ein generationsübergreifendes Wohnprojekt "und das wird viel stärker politisch wahrgenommen", sagt Dannecker.

Es sei ein Erfolg der Vorster Altenheim-Gruppe, dass die Politik sensibler für das Thema geworden sei. Im Rahmen des Forschungsprojektes kommen Mitarbeiter des FoGera regelmäßig zu Wabe-Sitzungen, es gibt ergänzende Schulungen und eine Steuerungsgruppe, an der alle lokalen Akteure zum Thema Wohnen beteiligt sind: Antoniuszentrum GmbH, Awo, Stadt, Seniorenbüro.

Hintergrund des Projektes ist die Erkenntnis, dass eine alternde Gesellschaft nicht auf die Erfahrung der Senioren verzichten kann - und auf der anderen Seite die heutigen "Alten" viel aktiver und weniger obrigkeitsorientiert sind, so Dannecker: "Heute altern die früheren 68er" - und diese sehen viele Möglichkeiten, sich an Stadt zu beteiligen".