Stadtgeflüster: Knackwurst und Prumetaat

Warum ein Trödelmarkt von Willich nach Anrath zog und wie Öffentlichkeitsarbeit nicht funktioniert.

Willich/Tönisvorst. So, das größte Wahlkampfgetöse hat sich gelegt. Zeit, dass der Flüsterer mal erzählt, wie vergangene Woche NRW-Familienminister Armin Laschet zum Antoniuszentrum gekommen war. Der Mann stieg aus einem Wagen mit Münchener Kennzeichen. Eine Dienstwagen-Affäre? "Nein", erklärte der Aachener Minister mit Dienstsitz in Düsseldorf locker. Der eigentliche Dienstwagen sei in der Werkstatt, so dass er auf einen anderen zurückgreifen musste. Und der hatte nun mal das M-Nummernschild.

Umgezogen ist der Trödelmarkt, der seit fast fünf Jahren regelmäßig in der Halle 4 im Stahlwerk Becker stattgefunden hat. In Anrath in den alten Verseidag-Gebäuden an der Prinz-Ferdinand-Straße hat er eine neue, etwas kleinere Heimat gefunden. Was allerdings nicht heißt, dass der Verkauf der riesigen Halle 4 jetzt unmittelbar bevor steht: Als der Umzug eingeleitet wurde, sah es zwar noch so aus, aber mittlerweile haben sich die Pläne wieder zerschlagen. Wie von der Städtischen Grundstücksgesellschaft zu hören ist, laufen aber nach wie vor Verkaufsverhandlungen.

Elf Jugendliche der Kolpingsfamilie St.Tönis und der Messdienergemeinschaft St.Cornelius St.Tönis sind mit vier Seifenkisten beim Rennen am Hülser Berg gestartet. Seit dem Frühjahr bauten und gestalteten die Jugendlichen ihre fantasievollen Kisten. Zu sehen war zum Beispiel eine Knackwurst, die leider wegen eines Unfalls beim Vorrennen gar nicht erst starten konnte, oder eine "Milchschnitte", die durch ihre Form und Bemalung dem Original in nichts nachstand. In der Abfahrtsgeschwindigkeit konnten die Kisten zwar nicht mit der Spitze mithalten, jedoch belegte die Knackwurst überraschend den 3. Rang in der Kategorie "Juxwertung" und die Milchschnitte sogar den 1.Preis bei der Publikumswertung.

Was für eine schöne Tradition: In jedem Jahr bringen Mitglieder der Anrather St.Sebastianus-Bruderschaft ein ganzes Blech voll Pflaumentorte ins Altenheim am Josefsplatz. Auch diesmal hatten vier junge Schützen ordentlich an der "Prumetaat" zu schleppen - und die Senioren konnten es sich schmecken lassen.

Verwundert über das städtische Zeitgefühl in Tönisvorst zeigt sich der Stadtflüsterer. Erinnern Sie sich noch an den Bericht zur Dauerbaustelle Ludwig-Jahn-Straße/Ecke Nordring? Vor fast drei Wochen? Seit Monaten wird dort gebuddelt, in die Ludwig-Jahn-Straße ortseinwärts kommt man nicht mehr - und raus auch nicht.

Zwei Wochen - so versprach die Stadt - länger wird es nicht mehr dauern, dann sei man fertig. Der Stadtflüsterer rät hier: Schauen Sie sich den Film "Geschenkt ist noch zu teuer" an. Hier ging es zwar um einen Haus-Umbau. Aber auch dort kam auf die Frage "Wie lange dauert es noch" immer die Antwort "Noch zwei Wochen!" Am Ende waren es im Film sechs Monate. Und wie wird’s am Ring?

Mal wieder im Gespräch mit der Telekom ist in diesen Tagen der Willicher Bürgermeister. Grund: Es gibt immer noch Beschwerden von Firmen über langsame Verbindungen ins Internet. So hatte sich jüngst ein IT-Unternehmen aus Münchheide III an Josef Heyes gewandt, dessen Verbindung langsamer ist als die vieler Privathaushalte. Die Telekom hat Heyes nun wissen lassen, dass man keine neuen Kabel für einen einzelnen Kunden verlegen könne. Die Verhandlungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Ein Aufgebot von mindestens zehn Traktoren blockierte den Ministerpräsidenten am Mittwochnachmittag bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU in Mönchengladbach. Der Parkplatz vor der Kaiser-Friedrich-Halle war vollgestellt mit schwerem Gerät. Mit von der Partie: Peter Joppen aus Vorst, der zusammen mit Kollegen aus der weiteren Umgebung Mitglied im Bundesverband der Milchviehhalter ist. Die stellen Jürgen Rüttgers zur Rede und fordern gerechte Preise für ihre Milch. Dann durfte der erst zur Kundgebung der CDU.

Fliegender Wechsel in die Abteilung "Blick in die Redaktion". Da schickt uns die CDU Tönisvorst in Gestalt von Reinhard Maly vergangene Woche eine Mitteilung, dass man am Freitag schon sehr früh - nämlich ab 6 Uhr - auf den Beinen sein wollte, um am Wilhelmplatz Äpfel zu verteilen. Die Mitteilung stammte von Donnerstagabend, 22.54Uhr. Wie das bis Freitag in die Zeitung sollte, bleib wohl das Geheimnis des Unions-Vorsitzenden mit dieser eher semi-professionellen Mitteilung sein.

Knapp die Hälfte von semi-professionell ist dagegen die Öffentlichkeitsarbeit der Willicher Grünen ausgefallen. Am Freitagnachmittag, Stunden vor Ablauf des Wahlkampfes, kamen diese doch tatsächlich mit ihrer ersten Wahlkampf-Mitteilung rüber. Darin ärgern sich die Streiter von der ökologischen Partei über eine Äußerung von Bürgermeister Josef Heyes. Geschadet hat es beiden Seiten nicht: Die Grünen um ihren Fraktionschef Raimund Berg haben leicht zugenommen - und Josef Heyes hat einen sensationellen Sieg errungen.