Bürgermeister von Tönisvorst: Bücherei bleibt, Bahnstraße bekommt Anbau

Albert Schwarz beerdigt das Rinke-Gutachten und holt stattdessen sechs Jahre alte Pläne für die Erweiterung des Verwaltungsbaus Bahnstraße aus der Schublade.

Tönisvorst. Wenn die Tönisvorster Politik mehrheitlich einen Salto rückwärts macht und auf Vorschlag der Verwaltung hin das Rinke-Gutachten zu den Akten legt, dann kann in den nächsten Monaten Folgendes passieren:

1. Das Verwaltungsgebäude an der Bahnstraße wird erweitert. Mit einer Investition von drei Millionen Euro könnten dort Bürgerbüro, Standesamt, alle Ämter der Verwaltung und Arge-Büros unter einem Dach untergebracht werden.

2. Die Stadtbücherei zieht nicht zum Alten Markt/Schule Kirchplatz um. Sie wird stattdessen an ihrem angestammten Platz an der Hochstraße zukunftsorientiert aufgemotzt und um ein Internet-Café erweitert. Und an der Hochstraße können alle Fraktionen Ratssaal - nah Büroräume belegen.

3. Das Grundstück der ehemaligen Grundschule am Kirchplatz wird Spielball kreativer Köpfe. Es wird von der Verwaltung nicht mehr gebraucht, kann umgestaltet oder sogar "zur Investition für andere bauliche Maßnahmen freigegeben werden", sagt Bürgermeister Albert Schwarz. Also Platz für altenbetreutes Wohnen oder ein Haus für Altenarbeit oder neues Wohnen in der City...

Bürgermeister Albert Schwarz’ Alternativen-Paket zu Rinke dürfte wie ein Paukenschlag in der Politik nachhallen. Die anfänglich breite Unterstützung für die Gutachter-Ideen bröckelt angesichts hoher Kosten.

Schwarz hatte den Krefelder Architekten Peter Karsten damit beauftragt, einmal auszurechnen, wie hoch die Kosten für Umbaumaßnahmen seien, wenn die Bibliothek zum Alten Markt und der neue Bürger-Service zur Hochstraße ziehen würden. Schwarz: "Heraus kommt die Summe von 2,2 Millionen Euro - ohne Umzugskosten und Mobiliar. Der Verwaltungsvorstand hält diese Zahl für zu hoch für das Ziel, das damit erreicht werden soll."

Deshalb nimmt Schwarz wieder Pläne aus dem Jahr 2002 in die Hand, die damals das Architekturbüro Giebelen erstellt hatte. Sie waren wegen einer Haushaltssperre verworfen worden. "Das Büro würde diese Pläne wieder kostenlos zur Verfügung stellen, ohne dass hierfür eine weitere Beauftragung anfallen würde", so Schwarz.

Kämmerin Nicole Wassen stünde den Plänen an der Bahnstraße positiv gegenüber, so Schwarz: "Denn der Anbau des Verwaltungsgebäudes ist eine Vermögensbildung, eine investive Maßnahme."

Außerdem ergeben sich Einsparpotenziale, weil drei Verwaltungsstandorte entfallen. "Das Gebäude Hochstraße 28 könnte verkauft werden. Mieten würden eingespart." Stimmt die Politik zu, könnte die Millionen-Erweiterung noch 2008 auf den Weg gebracht werden.

Die Standort-Garantie für die Bücherei ist Schwarz eine Herzensangelegenheit. "Alle, die sagen, wir brauchen keine Bücherei, sind auf dem Holzweg. Sie gehört zu unserem Bildungsauftrag, sie ist Teil unserer städtischen Infrastruktur. Wir sollten uns unsere Selbstständigkeit gegenüber Krefeld erhalten."

Die Verwaltungs-Haltung wird im nächsten Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Gebäudemanagement und Liegenschaften Mitte November erörtert. Schwarz rechnet mit schnellen Entscheidungen - trotz Wahljahr 2009. Und was bleibt von Rinke, Herr Bürgermeister? "Von Rinke bleibt der Satz: "Die Verwaltung liegt zu dezentral."