Schiefbahn. Die Kuckucksuhr an der Wand, ein altes Radio und gehäkelte Tischdecken. Alles soll so sein, wie es früher einmal war. Das Altenheim Hubertusstift in Schiefbahn hat einen Raum eingerichtet, in dem es noch so aussieht wie früher. In dieser Umgebung sollen sich Demenz-Erkrankte und deren Angehörige treffen, sich mit anderen austauschen und beraten lassen.
Organisatorin Carmen Rauh: "Wir wollen den Menschen helfen, mit der Krankheit umzugehen. In der heutigen Gesellschaft ist es immer noch ein Unterschied, ob man einen Herzinfarkt hatte oder an Demenz erkrankt ist. Für einen Infarkt schämt sich keiner, aber niemand will zugeben, dass er einen Demenz-Erkrankten in der Familie hat. Gegen dieses Schamgefühl wollen wir ankämpfen." Im Moment leiden etwa eine Million Menschen in Deutschland an Demenz.
Bereits im Vorfeld hat sich eine Frau bei den Fachkräften des Hubertusstifts gemeldet, nachdem sie die Werbung für das "Café Memory" gesehen hat. Sie berichtete von ihrer 85-jährigen Mutter. Carmen Rauh erinnert sich: "Sie sagte, dass sich ihre Mutter stark verändert hätte. Sie drohte und beschimpfte ihre Familie. Die Tochter wollte mit ihr dann zum Dermatologen, doch diese lehnte ab. Die Situationen eskalierten immer häufiger und die Tochter war verzweifelt. Sie war aufgelöst und weinte. Wir wollten ihr helfen." Die Frau nahm den Rat der Pfleger an, Beschimpfungen nicht persönlich zu nehmen und eine gewisse Distanz zu ihrer Mutter zu halten.
Einige Verhaltensregeln beim Zusammenleben mit Demenz-Erkrankten müssen eingehalten werden. So sollte man den Kranken nicht berichtigen, wenn er falsche Anschuldigungen macht. "Der Mensch befindet sich in seiner eigenen Welt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Man muss bereit sein, in diese Welt zu gehen und ihn dort abzuholen", erklärt Rauh.
Die Notwendigkeit einer Anlaufstelle für Angehörige sahen die Pflegekräfte des Hubertusstifts, weil zu wenig Hilfe angeboten werde. Der Umgang mit einer erkrankten Person ist sehr schwierig. Nicht selten ist die Familie überfordert.
Damit das Leben miteinander wieder gut funktionieren kann, sind Fachkräfte beim "Café Memory" vor Ort, die bei Problemen helfen. "Wir wollen die Menschen beraten, damit eine gute Beziehung zwischen den Verwandten bestehen bleiben kann. Häufig ist es leider so, dass Familien den Kontakt zu der erkrankten Person abbrechen, weil sie es nicht mehr ertragen können", bedauert Rauh.
Kosten soll die Beratung nichts. "Für die Angehörigen der Demenz-Erkrankten ist unsere Hilfe umsonst. Wenn mal jemand kommen und fragen sollte, ob wir den erkrankten Verwandten im Café beaufsichtigen können, machen wir das gerne. Dann müssten wir allerdings schon was berechnen, weil es extra Personal erfordert", sagt Rauh.