St. Tönis. Es sollte schön werden. Richtig schön. Wie immer, wenn ein Baugebiet geplant und schließlich angegangen wird. Aber dieses sollte nun wirklich besonders toll werden. Am Blaumeisenweg, das ist das Baugebiet an der Ecke Südring/Viersener Straße, sollten die Häuslebauer möglichst viel Freiheit haben. Sowohl von der Grundstücksgröße als auch von der Realisierung ihrer Bauten her.
So hatten sich viele in der Politik das gedacht. Und der Stadtplaner hatte in bewährter Manier losgelegt. Jetzt gibt’s Ärger. Anwohner werfen sich gegenseitig vor, die Gestaltungssatzung allzu weit ausgereizt oder überhaupt nicht eingehalten zu haben. Politik und Verwaltung schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu.
Wo liegen die Probleme? Einige Bewohner halten sich nicht an die Vorschrift, dass die Garagen so verkleidet sein müssen, wie das Haus. Will sagen: Neben schönen rot-verklinkerten Gebäuden steht ein strahlend weißer Garagen-Fertigcontainer. Oder: Es wurden Souterrain-Räume eingerichtet. Und mit einem Schutz-Gitter versehen. Das wiederum darf nicht sein, die Satzung verbietet Zäune und Gitter nach vorne zur Straße hin. Genau diese Vorschrift macht Probleme: Bei der geschwungenen Straßenführung weiß man bisweilen nicht so richtig, wo bei einem Grundstück vorne oder hinten ist. Und da manche Siedler unschlüssig sind, setzten sie Zäune, die quasi im Nichts enden. Und an der ein oder anderen Stelle hat der Architekt offenbar die Satzung nicht genau gelesen, ein Haus gebaut, das dort nicht stehen dürfte.
"Wie man so etwas genehmigen kann", ist hinter vorgehaltener Hand aus der Politik zu hören. "Die Verwaltung macht, was sie will. Wir werden erst dann informiert, wenn es Beschwerden gibt."
"Zwischen dem, was genehmigt wurde und dem, was dann gebaut wurde, gibt es Unterschiede", kontert die Beigeordnete Birgit Schmitz. Und verweist darauf, dass ein Vertreter der Bauverwaltung mit den Spitzenvertretern von CDU und SPD bereits durch das Gebiet gegangen ist. Die Verwaltung habe zudem Anhörungsbögen verschickt.
Besonnen reagiert auch der Vorsitzende des Planungsausschusses, Hans-Joachim Kremser: "Wenn es Unklarheiten in der Satzung gibt, müssen wir das klären. Aber man kann nicht für alles einen Persilschein ausstellen."
Wie wird die Lösung aussehen? Da sind sich die Spitzen von Politik und Verwaltung schon recht nahe. Was die Zäune angeht, wird man von Fall zu Fall entscheiden müssen. Bei den Garagen werden die Besitzer wohl in die Tasche greifen müssen und sie so gestalten, wie das dazugehörige Wohnhaus.
Probleme wird es sicher bei den Souterrains geben. Und dann sind da noch die Häuser, die so nicht hätten gebaut werden dürfen . . .
Der Planungsausschuss beschäftigt sich mit diesem Problem am 24. Mai.