Schiefbahn. Es ist mucksmäuschenstill in der Aula des St.-Bernhard-Gymnasiums. Die Oberstufenschüler sitzen in mehreren Stuhlreihen hintereinander, jeder hat einen grünen Zettel auf dem Schoß. Einige starren mit Denkerfalte auf der Stirn nach oben, andere zücken ihren Füller, um ein Kreuzchen auf ihrem Zettel zu machen.
75 Minuten hatten die Schüler am Donnerstagmorgen Zeit, bei 30 Mathematikaufgaben aus fünf vorgegebenen Lösungen die richtige herauszufinden. Der Test war Teil des Känguru-Wettbewerbes, an dem Donnerstag bundesweit mehr als eine halbe Million Schüler der Jahrgangsstufen drei bis 13 teilnahmen. In Willich und Tönisvorst schwitzten über 2150 Kinder und Jugendliche über den Denksportaufgaben.
"Der Wettbewerb hat seinen Ursprung in Australien", erklärt Christiane Engels, Mathematiklehrerin am St.-Bernhard-Gymnasium und zugleich Aufsicht in der Aula. 1978 ging der Mathewettstreit dort erstmals an den Start. In Deutschland gibt es ihn seit 1995. Europaweit und auch in Teilen Asiens und Amerikas zerbrachen sich am Donnerstag ebenfalls Schüler den Kopf.
Das Schiefbahner Gymnasium nimmt bereits zum sechsten Mal an dem Wettbewerb teil. "Puuh, das war diesmal megaschwer", stöhnt ein Schüler, als er aus der Aula kommt. "Die Aufgaben sind vom Anspruch her jedes Jahr unterschiedlich", erklärt Lehrerin Engels. Geometrie, Logik und Algebra - aus den verschiedensten Bereichen mussten Probleme gelöst werden. "Toll ist, dass bei vielen Fragestellungen einzelne Teilbereiche miteinander vernetzt werden müssen. Da ist Kreativität gefragt."
Gestellt werden die Aufgaben von einer Gruppe Mathematiker, dem Verein Mathematikwettbewerb Känguru, der an der Humboldt-Universität in Berlin sitzt. Dort werden die Tests auch ausgewertet. "Das kann bis Mai dauern", sagt Engels. Die Schulen bekommen dann eine Liste mit den Punktzahlen der Teilnehmer ihrer Schule. Die besten Schüler werden mit Spielen oder Büchern belohnt. Und was für einige Mathe-Asse noch besser ist: "Wenn jemand besonders gut abschneidet, kann sich das positiv auf die Mathenote auswirken", so Engels. Wer hingegen nur eine geringe Punktzahl erreicht, bei dem spielt das Abschneiden keine Rolle.
"Ich finde gut, dass es diesen Wettbewerb gibt. Dabei kann man gut seine Fähigkeiten testen", sagt Claudia Noceti aus Stufe elf. "Ich habe bisher jedes Mal mitgemacht." Zehntklässler Manuel Graß war zum vierten Mal dabei. "Ich fand’s diesmal leichter", sagt er. "Der Wettbewerb macht mir großen Spaß", sagt der Knobler, dessen Lieblingsfach Mathematik ist.
Andere Schüler nutzen den Test auch zur Leistungsüberprüfung. "Ich habe festgestellt, dass mir einige Grundlagen aus Klasse neun fehlen", verrät Marta Salamon aus der Stufe 12. "Die werde ich jetzt wohl aufarbeiten."