Dienstschluss: Abschied vom Chef der Tönisvorster Feuerwehr

18 Jahre lang war Hermann Snellen Chef der Tönisvorster Feuerwehr. Zwei Jahre lang reifte sein Entschluss, sich von diesem Posten zurückzuziehen.

Vorst. Der Mann ist Frühaufsteher. Einer, der das Brötchenholen mit dem Tourenrad erledigt und dabei seinem Tacho noch vor dem Frühstück 30 neue Kilometer draufsattelt. Hermann Snellen, 56, fährt gerne Fahrrad.

Vorst und St.Tönis kennt er nicht nur aus der Pedal-Perspektive. Fast 40 Jahre hat er beide Stadtteile auch aus dem Führerhaus eines Feuerwehrwagens erfahren, Tag und Nacht - mit 18 Jahren als Anwärter, zuletzt fast zwei Jahrzehnte als Chef der Tönisvorster Feuerwehr.

Aus dieser Verantwortung zieht sich nun zurück. Es war sein Entschluss, seine Entscheidung, gereift, vorbereitet und umgesetzt über viele Monate. Seine Nachfolge ist geregelt. Wenn Hermann Snellen am 1. Oktober die Entlassungsurkunde entgegennimmt, beginnt die Zeit von Rolf Peschken.

Der Gedanke an das Datum setzt Wehmut und Erleichterung frei. Wehmut, weil das Kapitel als aktiver Feuerwehrmann damit geschlossen wird. "40 Jahre hat die Feuerwehr mein Leben bestimmt", sagt Snellen, der vorzeitig in die Ehrenabteilung wechselt.

Erleichtert ist er, die Doppelbelastung Beruf und Wehrführertätigkeit nicht mehr stemmen zu müssen. Es sei immer schwieriger gewesen, Zeit, Kraft und Motivation aufzubringen, "sich nach einem intensiven Acht- bis Zehn-Stunden-Tag noch zu Hause an den Schreibtisch zu setzen, um Dienstpläne zu erstellen, Gesetzesvorgaben zu lesen oder am Brandschutzbedarfsplan zu arbeiten". Snellen hat gespürt: "Man verschleißt sich. Aber es geht nur ganz oder gar nicht!"

Erleichtert wurde ihm der Schritt durch die Gewissheit, in seinem Nachfolger einen Mann zu haben "der willens und bereit war und die fachliche Kompetenz hat". Peschken war zuvor hauptamtlicher Gerätewart und wird sich nun zeitlich und beruflich voll auf die Führung der Tönisvorster Feuerwehr konzentrieren können.

Snellen freut sich darauf, seinen Hobbys mehr Zeit einräumen zu können. "Eine neue Kamera-Ausstattung werde ich mir zulegen, wieder mehr fotografieren." Alben mit Fotos seiner aktiven Feuerwehrzeit hat er zu Hause nicht. Die Ereignisse - die guten wie die schlechten - hat er im Kopf. Und auf der Seele.

Bewegt spricht er vom Tod seines Feuerwehrkollegen Thomas Grumbach, vom Verlauf des Sturmeinsatzes vor über zwei Jahren. "Das ist das Schlimmste, was ich erlebt habe. Es ist immer mein Albtraum gewesen, nicht mit der vollständigen Mannschaft vom Einsatz zurückzukommen."

Seine christliche Glaubenseinstellung helfe ihm dabei, das Leid, das er in den Einsatzjahren mit ansehen musste, zu verarbeiten.

Gedanken an schöne Momente holen das Lächeln in Snellens Gesicht zurück. "Einmal sind wir von einem alten Ehepaar gerufen worden, das Angst hatte, seine Heizung explodiere gleich."

Tatsächlich habe das Gerät Besorgnis erregende Geräusche von sich gegeben, die aber daher rührten, dass die Heizung kein Wasser mehr hatte. "Die Dankbarkeit dieser Leute können Sie sich nicht vorstellen."

Snellen lächelt auch, wenn er an die Fertigstellung des ausgebauten Gerätehauses in St.Tönis denkt. Dreimal in der Woche fährt er zur Baustelle. "Das wird, wie es sein muss." Die Mühlenstraße sei und bleibe ein guter und zukunftsträchtiger Standort mit tollen Ausfahrzeiten. Die Eröffnung der Feuerwache wird nicht mehr in seine Amtszeit fallen. "Schade", sagt Snellen.

Was würde er für seine Feuerwehr tun wollen, wenn Geld keine Rolle spielen würde? "Die Löschfahrzeuge, die wir haben, erneuern, moderne beschaffen." Das müssen nun andere Frühaufsteher umsetzen.