Diskussion um Campus-Projekt "Wir halten das Bürgerbegehren für zulässig"

Tönisvorst · Die Diskussion um das Bürgerbegehren der Initiative Camp Corn schlägt hohe Wellen. Im WZ-Interview verteidigt Sprecherin Stephanie Wickerath deren Position.

Stephanie Wickerath und Burkhard Kuphal bei der Vorstellung des CampCorn-Entwurfs im Januar.

Foto: Initiative CampCorn

Die Debatte um die Tönisvorster Schullandschaft hat mit der Übergabe von knapp 4000 Unterschriften der Initiative Camp Corn für ein Bürgerbegehren eine neue Dynamik erhalten. Die Befürworter der Initiative fordern einen Erhalt des Grünzugs am Wasserturm und die Sanierung des Schulgebäude am Corneliusfeld, wenden sich gegen die Campus-Pläne der Verwaltung. Die Politik kritisiert das Bürgerbegehren teilweise scharf, die CDU unterstützt sehr offen die Initiative. Die Verwaltung prüft zurzeit das Begehren.

WZ-Redakteur Alexander Florié-Albrecht hat mit Stephanie Wickerath, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens, gesprochen.

WZ: Wie bewerten Sie die Reaktionen der politischen Parteien im Rat auf das von Ihnen jetzt eingebrachte Bürgerbegehren?

Stephanie Wickerath: Ich hatte gehofft, das fast 4000 Stimmen ein Signal sind und dazu führen, dass man noch mal mit uns redet, aber nach den Stellungnahmen der politischen Mehrheit sieht es nicht so aus. Wir lassen uns überraschen. Die erste Frage ist: ist unser Bürgerbegehren zulässig oder ist es nicht zulässig? Wir denken schon, wir wurden durch Daniel Zimmer als Juristen beraten, der hat sich da reingefuchst. Und dann kommt es zum Bürgerentscheid.

WZ: Wie bewerten Sie denn den Vorwurf, die Bürger hätten gar nicht so richtig gewusst, was sie da eigentlich unterschreiben,  und die Fragestellung sei missverständlich formuliert gewesen?

Stephanie Wickerath: Man kann weder das noch anderes behaupten. Wenn jemand unterschrieben hat, dann hat er für beides unterschrieben – die Frage ist ja formuliert sowohl für den Erhalt des Schulzentrums als auch den Erhalt des Grünackers. Wenn man jetzt sagt, der Grünzug ist mir egal oder das Schulzentrum ist mir egal, der unterschreibt nicht. Wer unterschreibt, unterstützt das Anliegen.

Inwieweit wäre es dennoch noch möglich, in der Kooperation mit Verwaltung und Politik eine Gemeinschaftslösung zu finden?

Stephanie Wickerath: Es wäre schön, wenn man zusammen eine Lösung fände. Das wäre schneller, günstiger und im Sinne der 4000 Menschen, die uns unterstützen. Aber wenn das nicht gewollt ist….Wir sind jedenfalls gesprächsbereit.

WZ: Kann es eine Verbindung von Campus-Idee und CampCorn tatsächlich geben?

Stephanie Wickerath: Wenn der Campus bedeutet, dass es eine Grundstücksbebauung am Wasserturm gibt, dann gibt es natürlich keinen Kompromiss. Das geht nicht. Aber wir sind gesprächsbereit. Man kann sich mit uns an einen Tisch setzen und gucken, was finanzierbar ist. Dann würden wir uns freuen, eine umsetzbare Lösung zu finden. Denn die Zeit drängt.

Der Neubau der Rupert-Neudeck-Gesamtschule im Corneliusfeld taucht ja in dem Bürgerbegehren nicht mehr auf? Heißt das, diese Schule soll nicht mehr bestehen bleiben?

Wickerath: Doch, wir legen den Standort aber nicht fest.

Wo soll die denn dann hin ?

Wickerath: Ich fände es am Corneliusfeld gut, aber wir wollen das nicht festlegen.

Welche Alternative gäbe es denn ?

Wickerath: Für mich keine, aber vielleicht haben die Politiker ja noch andere Ideen.

Was ist denn dann mit den Schülern dort?

Wickerath: Es muss eine Lösung für die Gesamtschule geben. Wir haben Gesamtschule und Gymnasium, daran soll sich nichts ändern. Wir stehen voll hinter der Gesamtschule, haben sie nie in Frage gestellt. Nur haben wir sie nicht mehr in die Fragestellung des Bürgerbegehrens. Die Politiker unterstellen uns das. Wenn es die günstigere Lösung ist und darstellbar, machen wir auch beide Sanierungen, aber die Politiker wollen ja auch die Klimaschutzsiedlung. Wir sind ja auch nicht gegen alles. Aber wir halte es nicht für tragbar, das Schulzentrum abzureißen und die Turnhalle 300 Meter weiter weg zu bauen. Das kann keine Lösung sein.

Inwieweit war es für Sie eine verantwortbare Vorgehensweise, inmitten der Workshop-Diskussionen ein solches Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen? Sollte man das Ergebnis, dass daraus hervorgeht, nicht noch einmal abwarten, wie es die Grünen vorschlagen ?

Wickerath: Sie kennen die bisherige Beteiligung der Workshops. Aussagekräftig sind sie nicht wirklich bei der Personenzahl, die da teilgenommen hat. Sie sind auf jeden Fall nicht repräsentativ. Und ich denke, dass durch das Bürgerbegehren die Debatte erst aufgewertet und in Gang gekommen ist.

Was spricht aus Ihrer Sicht gegen einen Ratsbürgerentscheid, der nach Ansicht der SPD noch viel umfassender wäre das das reine Bürgerbegehren ?

Wickerath: Es ist da noch keine Frage formuliert worden. Wenn ich weiß, was für eine Frage da formuliert ist, kann ich dazu was sagen. Da muss es ja auch eine Frage geben, die nur mit ja oder nein beantwortet  werden kann.

Was werden Sie tun, wenn das Bürgerbegehren nicht zugelassen wird ?

Wickerath: Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten wir da haben. Die Begründung muss man prüfen. Und dann werden wir sehen, was wir machen.