Guido Paar besitzt einen Friseursalon in Willich. Mit seinen zehn Mitarbeitern gehört sein Betrieb dem Mittelstand in Deutschland an. Der Unternehmer hat in seinem Alltag mit vielen Hürden für sein Unternehmen zu kämpfen. „Das Problem ist, dass die Politik sich vor allem mit großen Unternehmen beschäftigt. Die Bürokratie und die Steuerabgaben, mit denen ein mittelständisches Unternehmen konfrontiert ist, sind schwer tragbar“ so Paar. „Wir brauchen mehr Netto vom Brutto.“ Dabei ist er der Überzeugung, dass der Mittelstand das Rückgrat der deutschen Wirtschaft sei: Er beschäftige die meisten Menschen und erwirtschafte reichlich. Um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen, gründete der Unternehmer mit seinem Partner Frank Andreas Heublein die „Wirtschaftsinitiative Zukunft“, kurz WIZ.
Um die Dringlichkeit ihres Anliegens zu unterstreichen, verdeutlicht die Initiative ihre Sorge anhand eines Bildes: Die Großindustrie sei wie eine Kette aus verschiedenen Gliedern. Wenn ein Glied bricht, sprich ein Großunternehmen in Schwierigkeiten gerät, muss schnell gehandelt werden, damit die Kette weiterhin stabil bleiben kann. Die Rolle der mittelständischen Unternehmen für die deutsche Wirtschaft erklären die beiden Initiatoren anhand eines Seils: Jedes mittelständische Unternehmen ist ein Faden dieses Seils. Wenn ein Faden reißt, sprich, wenn ein mittelständisches Unternehmen aufgeben muss, hat dies erst einmal keine großen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Das ganze Seil ist dann immerhin noch intakt. Wenn das Seil aber immer fragiler wird, weil immer mehr Fäden reißen, dann wird es gefährlich.
Warum Paar eine weitere Wirtschaftsinitiative gegründet hat, wobei doch schon andere bestehen? „Die Forderungen der Wirtschaftsinitiativen, mit denen ich vertraut bin, waren mir nicht konkret genug. Ich habe mit anderen mittelständischen Unternehmern gesprochen, ihnen unsere Forderungen gezeigt. Sie haben mir bestätigt, dass diese genau der wunde Punkt sind, genau das, was sie sich auch von der Politik wünschen.“
So fordert die Initiative beispielsweise, dass Unternehmen mit hoher Lohnkostenbelastung, wie Friseursalons oder Handwerksbetriebe, einen reduzierten Mehrwertsteuersatz erhalten sollen. Dies würde sich unter anderem in der Preisgestaltung des Angebotes für die Kunden widerspiegeln, sprich Dienstleistungen oder Waren könnten günstiger für den Endverbraucher ausfallen.
Auch möchte die Initiative, dass ein Mehrwertsteuer-Freibetrag eingeführt wird. Aktuell können Kleinstunternehmer von der Mehrwertsteuer befreit werden. Die Initiative fordert, dass der jeweils gültige Freibetrag nicht nur für Kleinstunternehmer, sondern für alle Unternehmen gilt, auch für solche, deren Gesamtumsatz über dem Freibetrag liegt.
Gefordert wird zudem eine Senkung der Einkommenssteuer auf Gewinne, die im Unternehmen verbleiben. Dies solle unter anderem Investitionen und Innovationsbereitschaft fördern. Weitere Forderungen können der Website entnommen werden. Die WIZ sucht demnach Mitglieder, die sich ihr anschließen möchten.
Paar möchte betonen, dass ein starker Mittelstand nicht nur für die Unternehmer von Vorteil sei. Wenn die mittelständischen Unternehmen aus finanzieller Sicht entlastet seien, könnten sie mehr Leute einstellen, was wiederum die Wirtschaft, die Kaufkraft im ganzen Land stärken würde. Der Mittelstand wolle investieren, könne dies aber oftmals nicht. Paar fordert: „Wir wollen keine Subventionen. Wir wollen Entlastung, für die, die den Lohn von Menschen bezahlen.“