Der Anrather Karnevalszugverein Aach Blenge kann mehr als einen Tulpensonntagszug organisieren. Davon überzeugten sich diesmal 310 Besucherinnen und Besucher, die in die Josefshalle gekommen waren, um sich das facettenreiche Programm anzuschauen. Sie dürften mit dem, was ihnen da geboten wurde, äußerst zufrieden gewesen sein.
Dass es betont gelassen zuging, hat einen guten Grund: Die Akteure hatten keine Folgetermine mehr. Beim Prinzenpaar machte sich so etwas wie Wehmut breit, aber immer schön der Reihe nach: Die Tänzerinnen und Tänzer der Garde aus Krefeld-Stahldorf lieferten wie gewohnt eine tolle Leistung. Leider war die Decke über der Bühne nicht hoch genug für die anspruchsvolle Artistik der Krefelderinnen und Krefelder.
Nach einer Verschnaufpause gab es noch einen beeindruckenden Showtanz zu sehen. Von der Grippewelle waren die Trainerin Jennifer Pothen und fünf Tänzerinnen betroffen. Gardetänzer Michael Thürnau verabschiedete sich bei den Anrathern bis zum nächsten Jahr.
Prinzengarde und Prinzenpaar hatten letzten Auftritt in einem Saal
Dieser hochkarätigen Tanzgarde gehört seit zwei Jahren übrigens mit Isabel Faßbender eine Anratherin an, die Tochter von Dagmar Faßbender, die die Sitzungen der Aach Blenge seit vielen Jahren organisiert. Es war der letzte Auftritt in einer Session, bei der die Tänzerinnen und Tänzer aus Krefeld auf insgesamt rund 40 Bühnen ihre zum Teil atemberaubenden Leistungen gezeigt hatten. Jetzt fiel die Anspannung von ihnen ab, und etliche von ihnen feierten in der Josefshalle, weil sie nicht mehr zum nächsten Termin hetzen
mussten.
Peter Löhmann, aus der Schweiz stammender Wahl-Oldenburger, hatte in seine Rede viel Nostalgie gepackt. Er erinnerte an Zeiten, als längst nicht täglich geduscht wurde, als es zwei Waschlappen gab: „Der Schwarze war für untenrum.“ Danach begeisterten die heißen Bienen mit Wespentaillen, und Bauchredner Tim Becker hatte als ersten „Gesprächspartner“ kein Tier, sondern ein Gebäckstück: einen niedlichen Donut. Den größten Lacher erzielte er mit einem Vergleich: „Trump ist wie ein Donut: außen fettig, innen hohl.“ Das Publikum erfuhr unter anderem, wie Donuts bei den Weight Watchers heißen: eine Million Punkte. Tim Becker wurde mit der ersten „Rakete“ des Abends belohnt.
Die Prinzengarde und das Prinzenpaar hatten ihren letzten Auftritt in einem Saal in dieser Session. Es ertönte der Hit „Was für eine geile Zeit“ von Ben Zucker. Die Gardetänzerinnen gaben noch einmal alles. Zum Abschluss ertönte dann das Lied, das eigens für das Prinzenpaar getextet worden war. Das Publikum bedankte sich mit stehendem Applaus.
Tobi Knacke aus Baienfurth hatte sich die zweite Rakete redlich verdient. Er wurde vollmundig angekündigt als der Mann der 1000 Stimmen und Gesichter. Karnevalslieder hatte er nicht im Repertoire, dafür Evergreens wie „Let me entertain you“ von Robbie Williams, lässig nuschelnd, wie man es von Udo Lindenberg kennt, sang er „Und ich mach“ mein Ding, egal, was die andern sagen“. Bei dem Evergreen „Über sieben Brücken musst du geh‘n“ hatte man schon ein bisschen den Eindruck, dass Peter Maffay in der Josefshalle war. Joe Cocker konnte Tobi Knacke ebenfalls überzeugend parodieren.
„Jeck am Reck“ hieß der vorletzte Programmpunkt. Der Artist Noah Chorny machte die Sache ganz schön spannend. Zunächst schien es so, als wolle er um die lange Stange einen Bogen machen. Er war nostalgisch gekleidet und erinnerte mit seinem Auftritt an längst vergangene Stummfilm-Zeiten. Dann endlich trennte sich der Artist von seiner Oberbekleidung und legte eine Performance hin, die auch Turnvater Jahn gefallen hätte.
Der schöne Abend klang mit Songs der Band „Halunke“ aus Düren aus. Übrigens: Die Besucherinnen und Besucher waren zum Teil der originell verkleidet. Bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt entschied sich ein Besucher sogar für das Weihnachtsmann-Kostüm.