Es gibt Möhrchen vom Minister

Herbert Reul hat sich in Anrath auf dem Gut von Norbert Koof ein Bild von der Arbeit der Landesreiterstaffel gemacht.

Anrath.Herbert Reul (CDU) wird energisch. „Die Debatte ist hiermit beendet“, antwortet der NRW-Innenminister auf Nachfragen von Journalisten, ob eine Reiterstaffel sinnvoll sei oder nicht. „Es wird weiterhin Landesreiterstaffeln geben. Die Pferde sind ein wichtiges taktisches Instrument. Ihre Wirkung wird in der Öffentlichkeit unterschätzt“, macht Reul deutlich. Viele würden die Reiter der Polizei fälschlicherweise als „nette Tradition“ abtun, so der Minister am Mittwoch bei seinem Besuch auf dem Anrather Gutshof von Norbert Koof. Dieser ist seit 2006 Standort für die Landesreiterstaffel Rheinland.

Es gibt Möhrchen vom Minister
Foto: Kurt Lübke

Knapp über ein Jahr ist Reul nun Innenminister. Seitdem besuche er Einheiten der Polizei, um sich ein Bild von den verschiedenen Funktionen zu machen. Es habe „länger gedauert, alles von der Polizei zu sehen“, als der CDU-Politiker gedacht habe. Aber schließlich müsse man „selber gesehen haben, worüber man redet“, so der Minister.

„Die Tiere sind wendig, schnell und Respekt einflößend“, beschreibt Reul die Wirkung der Pferde und betont immer wieder den hohen Stellenwert der polizeilichen Reiter. „Solange ich im Amt bin, wird es Reiterstaffeln geben und wir werden noch mehr helfen, als wir es bisher tun“, gibt sich Reul entschlossen.

Die Aussage unterstreicht der Minister mit der Ankündigung, 250 000 Euro in die Reiterstaffel zu investieren. Acht neue Pferdeanhänger sollen in diesem Jahr angeschafft werden. Im kommenden Jahr sollen es noch einmal genau so viele sein. Ein Transportanhänger für zwei Pferde kostet laut Innenministerium 15 200 Euro. „Die neuen Pferde-Anhänger sind viel größer als ihre Vorgänger. Der Transport der Pferde wird dadurch deutlich einfacher, schneller und bequemer“, nennt Reul als Vorteile. Der rutschfeste Boden gehört zur Ausstattung der Transporter ebenso wie gepolsterte Seitenwände.

Schon seit 2015 steht fest: Die bisherigen Standorte der Landesreiterstaffeln in Anrath und Dortmund werden zusammengelegt. Die berittene Polizeitruppe wird das Rittergut des ehemaligen Weltmeisters im Springreiten, Norbert Koof, deshalb bis 2021 verlassen. Das freut nicht alle 19 betroffenen Beamten: Da ihnen künftig teils lange Anfahrtswege drohen, werden einige die Reiterstaffel verlassen (die WZ berichtete).

Ein neuer Standort sei noch nicht gefunden worden, heißt es von Seiten des Innenministers. Das Ruhrgebiet sei durch seine Lage besonders interessant, zumal die Staffeln organisatorisch dem Polizeipräsidium Bochum zugeordnet sind. Minister Reul dankt Koof ausdrücklich dafür, dass die Reiterstaffel seit 2006 auf seinem Hof eine Heimat hat.

„Die Ausschreibungen laufen europaweit. Mehr kann ich im Moment nicht sagen“, entgegnet Minister Reul auf Nachfragen zum Umzug. 32 Pferden und 42 Reitern muss die neue Unterkunft Platz bieten. Die Verantwortlichen bei der Polizei gehen nicht davon aus, ein bestehendes und in allen Punkten passendes Quartier zu finden. An Um- und Anbaumaßnahmen werde man nicht vorbeikommen. Ein Neubau sei nicht auszuschließen. Aufgrund der hohen Summe des Projekts, müsse die Ausschreibung europaweit erfolgen.

Nach den Ausführungen des Ministers folgen mehrere Übungen — teils gemeinsam mit einer Einsatz-Hundertschaft aus Bochum. Ein Bulli mit Blaulicht und Martinshorn fährt vorweg. Polizeireiter auf ihren Pferden folgen in Formation. Jeder Beamte hält eine NRW-Flagge in der Hand. Eine „Gewöhnungsübung“ für Tier und Mensch, erklärt Melanie Lipp, Leiterin der Reiterstaffel Rheinland.

„Das Blaulicht, Martinshorn und die wehenden Flaggen sind Reize für die Pferde, die Fluchttiere sind. Wir trainieren dieses Verhalten ab“, führt die Leiterin der Staffel weiter aus. Vor Pyrotechnik dürfen die Pferde — es handelt sich bis auf einen Hengst um Wallache, da Stuten zu sensibel sind — keine Angst haben. Dazu führen die Reiter ihr Pferd durch zwei Bengalische Feuer hindurch, wie es bei Fußballeinsätzen notwendig sein kann.

Das Wegdrängen von Personen üben die Vierbeiner mit Hilfe großer Gymnastikbälle. Wie beim Fußball, treiben die Pferde gekonnt die Bälle vor sich her.

Fast eine Stunde lang präsentieren die Reiter beider Staffeln taktische Formationen und praxisnahe Einsatzsituationen. Zur Belohnung gibt es am Ende leckere Möhrchen vom Minister.

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