Flöthbach: Eltern des toten Babys in U-Haft
Ein Paar aus Anrath ist festgenommen worden und hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt.
Anrath. Der Fall des toten Babys vom Flöthbach ist geklärt. Am Donnerstagvormittag haben die Ermittler fast zeitgleich einen 19-Jährigen in Dortmund und eine 20-Jährige in Mönchengladbach festgenommen. Das junge Paar hatte bis zum 30. August gemeinsam in einer Wohnung in Anrath gelebt, war dann von dort weggezogen.
In den Vernehmungen im Laufe des Donnerstags haben dann beide umfassende Geständnisse abgelegt, wie Ingo Thiel, der Leiter der Ermittlungskommission Flöth, erklärte. Abends lagen dann auch die vom Landeskriminalamt vorgenommenen Abgleiche der DNA vor. Die beiden jungen Leute sind definitiv die Eltern des toten kleinen Jungen.
Sie sollen, so Thiel weiter, schon während der Schwangerschaft beschlossen haben, dass das Kind, das die 20-Jährige erwartete, nicht am Leben bleiben dürfe. Wie der neugeborene Junge getötet wurde, möchten die Ermittler noch nicht sagen. Wann das genau war, können sie noch nicht sagen.
Vom Zustand der Leiche her waren die Ermittler davon ausgegangen, dass die Geburt zwischen den ersten Augusttagen und dem 14. August gelegen haben muss. An diesem Tag war die Tasche zum ersten Mal einem Mitarbeiter des Wasser- und Bodenverbands mittlere Niers aufgefallen. Zu dem genauen Tag sollen die Eltern während ihrer Vernehmungen geschwiegen, ihn möglicherweise verdrängt haben.
Nachdem die Ermittlungskommission in allen Medien, im sozialen Netzwerk Facebook und bei Hausbefragungen in dem Teil Anraths, der am nächsten zum Fundort liegt, die Menschen um Hilfe gebeten haben, kamen recht schnell mehrere Hinweise auf die 20-Jährige, später auch auf den 19-Jährigen. „Sie hat nicht versucht, die Schwangerschaft durch Kleidung zu kaschieren, sie hat einfach geleugnet, schwanger zu sein“, berichtet Thiel. Sie sei mehrfach darauf angesprochen worden.
Zum Motiv der Eltern möchten die Ermittler noch nichts sagen. „Gehen Sie davon aus, dass die Tötung für die beiden alternativlos war“, sagt der Chef-Ermittler. Wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Totschlags hat ein Jugendrichter am Freitag das junge Paar in Untersuchungshaft geschickt.
Mit 19 und 20 Jahren sind die beiden jungen Leute Heranwachsende. Für sie könnte im Prozess sowohl das Jugendstrafrecht, das eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft vorsieht, als auch das Erwachsenenstrafrecht, bei dem das Strafmaß für Totschlag bei maximal 15 Jahren, in besonders schweren Fällen auch bei lebenslanger Haft liegt, angewendet werden.
Für die Kommission, die sich immer wieder auch die so genannten „Profiler“ des Landeskriminalsamts zur Hilfe holte, waren die vielen Hinweise aus der Bevölkerung entscheidend. Besonders vom Hinweis-Aufkommen im Internet sei er „überwältigt“ gewesen, so Thiel. Aber auch durch die eigene Ermittlungsarbeit habe sich der Verdacht immer mehr erhärtet, dass der Tatort in relativer Nähe zum Fundort des toten Babys liegen müsse.
Am vergangenen Wochenende hatte die Polizei einem ähnlichen Beutel überprüft, ob eine solche Tasche bei Hochwasser im Flöthbach schwimmen würde — das tut sie nicht — und damit klargestellt, dass der Fundort auch der Ablageort gewesen sein müsse. Sie hatten diese Tasche über verschiedene Strecken transportiert und erkannt, dass das zu Fuß sehr schnell sehr mühsam wird. Schlussendlich waren es mehrere Anrather Bürger gewesen, die die entscheidenden Hinweise lieferten.