Fussball: Königsblau im Land der Raute

Ein 6:2-Sieg der Schalker über Borussia machte einst aus Winfried Winkler einen Fan der Knappen. Die Treue hält bis heute.

Vorst. Fast wäre er Borussia-Fan geworden. So wie alle anderen am Niederrhein und in seiner Familie auch. Sein Vater pilgerte schließlich damals ebenfalls nach Gladbach und nahm den Filius gleich mit.

Doch bei Winfried Winkler kam es anders. Ganz anders. "Anfang der 50er-Jahre war das", erinnert sich der 69-Jährige, "da hat Schalke da gespielt - und die Gladbacher 6:2 geschlagen." Ein einschneidendes Erlebnis für den Schüler. "Die waren viel besser. Seitdem bin ich Schalke-Fan."

Die eine oder andere Diskussion soll es im Elternhaus gegeben haben, doch Winkler blieb seinem Verein treu - königsblau statt Raute. Und als ob der Schal, den die Schwiegermutter strickte, diverse Fan-Utensilien und Anekdoten von Treffen mit Ernst Kuzorra nicht reichen, präsentiert der ehemalige Schlosser auch noch seine Vereinsmitgliedskarte als Beweis.

Doch fast so lang wie seine "Bekehrung" ist auch die letzte Deutsche Meisterschaft der "Knappen" her. 50 Jahre um genau zu sein. Da könnte man fast vom "Goldenen Meisterbrief" sprechen. Ein trauriges Jubiläum. Zweimal Berni Klodt und Manni Kreuz trafen am 18. Mai 1958 zum 3:0 gegen den HSV. Damals wurde der Deutsche Meister noch in einem Finale ausgespielt. "In Hannover war das, ich hab’ das im Fernsehen gesehen", sagt Winkler.

Na gut, Pokalsiege gab’s seitdem, sogar im Uefa-Cup, aber eine Meisterschaft, das wäre es doch mal wieder, oder? "Das klappt schon", bleibt der Vorster optimistisch. Nah dran waren sie ja schon mehrfach. Als die Schale verpasst wurde, gab’s dann hämische Sprüche. So ein Schalker hat’s hier am Niederrhein nicht leicht.

"Aber denen habe ich immer Konter gegeben", lacht der 69-Jährige. Hat er sich denn wenigstens ein bisschen über den Aufstieg der benachbarten Borussia gefreut? Winkler guckt etwas ungläubig - und weicht einer Antwort diplomatisch aus: "Ich bin Schalker durch und durch."