Gemeindezentrum: Samstag fällt die Entscheidung
Wer hat den besten Entwurf fürs neue Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde?
St. Tönis. Abbruchstimmung in der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis und alle freuen sich. Das muss erklärt werden: Die betuchte und sparsame Gemeinde hat über Jahre Haushaltsüberschüsse auf die hohe Kante gelegt und zwei Millionen Euro an Rücklagen gebildet. Von der erklecklichen Summe will sie nun 1,5 Millionen in ein modernes und multifunktionales Gemeindehaus mit Saal und Jugendzentrum investieren.
Für Pfarrer Renz Schaeffer, der den Ruhestand 2016 vor Augen hat, kann das vorher noch Kofferpacken bedeuten. Denn das Pfarrhaus auf dem 6500 Quadratmeter großen Gelände an der Hülser Straße 57 darf laut Ausschreibung auch überplant, also abgerissen werden und einem Neubau Platz machen. Schaeffer müsste dann in eine Wohnung umziehen. „Trotzdem mach ich das mit“, sagt der Pfarrer.
Ein Preisgericht sichtet in drei Tagen fünf Architektenentwürfe und will bis zum Abend des selben Tages den Sieger küren. Die Pläne, die bis dahin geheim bleiben, werden für Gemeindemitglieder, Nachbarn und Bürger am Sonntag, 11. Mai, nach dem Gottesdienst um 11 Uhr im Gemeindehaus ausgestellt.
„Energetisch ist unser Flachdachbau aus dem Jahr 1969 eine absolut Katastrophe“, sagt Harald Ohlmeier, Mitglied des Presbyteriums. Als ernannter Bau-Kirchmeister ist er Wortführer im Rahmen des Großprojekts.
Die Gemeinde hatte 2010 damit begonnen, ihre Kostenfaktoren zu analysieren — neben Personal vor allem den Gebäudebestand. „Dringenden Sanierungsbedarf“ stellte ein professionelles Gutachten für das Gemeindehaus, das größte Gebäude auf dem Gelände, fest.
Das Presbyterium fasste im Dezember den Entschluss: „Wir bauen neu und schreiben einen Wettbewerb aus.“
Die künftige Raumverteilung soll, das ist das Ziel, viel besser die Bedürfnisse der Gemeindearbeit berücksichtigen. Es wird dringend mehr Platz für die Seniorenarbeit benötigt, sagt Ohlmeier, für den Mittagstisch, der immer mehr Menschen anzieht, gestern allein mehr als 50.
Alle Gemeindemitarbeiter waren nach ihren Wünschen befragt worden. „Da sind wir auf 1000 Quadratmeter Fläche gekommen“, sagt Ohlmeier. Unbezahlbar. Danach wurde abgespeckt.
Der neue multifunktionale Saal soll größer werden, die Jugend ihr eigenes Revier behalten, aber von ihrem bisherigen Platz 88 qm abgegeben. Das hat schon zu hörbarem Murren geführt. „Sie können aber auch den Saal mitnutzen“, sagt Ohlmeier. Schaeffer und er sind gespannt auf die Ideen der Architekten. Aufbruchstimmung an der Hülser Straße.