Haupt- und Realschule vereint: Auf neue gute Nachbarschaft

Von Jahr zu Jahr werden Willicher Haupt- und Realschule kleiner. Nun stärken sie sich unter einem Dach gegenseitig.

200 Schüler der Willi-Graf-Realschule haben ihr angestammtes Gebäude am Klosterweg 40 in Schiefbahn verlassen und sind zum Beginn des neuen Schuljahres in den Erweiterungstrakt der Anrather Johannesschule gezogen.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Anrath. Es dongt nicht mehr. Die Schulglocke im Gebäude der Johannesschule in Anrath ist außer Betrieb. Kaputt ist sie nicht. Sie soll nicht mehr läuten. „Ja, das ist neu“, sagt Christian Stapf, Rektor der Anrather Hauptschule. „Es war ein Vorschlag der Realschule, die damit an ihrem Schiefbahner Standort gute Erfahrungen gemacht hat. Es stärkt die Eigenverantwortlichkeit der Schüler und Lehrer. Das machen wir jetzt auch.“

Es sind neue Zeiten in den Gebäuden an der Johannesstraße 5 angebrochen. Vieles ist für viele neu. Eine komplette ehemalige Klasse der Tönisvorster Hauptschule Kirchenfeld verstärkt nun die Anrather in Stufe 8. Die Eltern der 18 Schüler haben sie auf eigenen Wunsch von der auslaufenden Hauptschule Kirchenfeld in St. Tönis ab- und in der Nachbarstadt angemeldet.

Die Klasse bleibt als Gruppe zusammen und wird in einer Jahrgangsstufe mit zwei weiteren achten Klassen unterrichtet. Ein breites Angebot an Wahlpflichtunterricht und Fachdifferenzierung sei in diesem größeren Verbund besser sicherzustellen, so Stapf. Davon sollen die Schüler profitieren.

Stapf hatte sich für jeden der Tönisvorster Teenager und ihre Eltern vor den Sommerferien Zeit in Einzelgesprächen genommen. „Außerdem haben wir mit der kompletten Klasse und einer unserer Achten einen Vormittag mit Sportprogramm gemacht.“ Die Phase des Kennenlernens und der Integration setzt sich fort. Schulsozialarbeiterin Gerta Rhode-Wanders weist die Neuen in alle Projekte der Johannesschule und das Schülercafé ein.

Neu sind in Anrath nicht nur die Tönisvorster. Einen Standortwechsel haben auch die drei letzten Jahrgangsstufen und das Kollegium der auslaufenden Willi-Graf-Realschule und ihr Leiter Hermann-Josef Müller hinter sich. Die 200 Realschüler sind in den Erweiterungsbau II eingezogen. Die Hauptschule ist im Altbau. Fachräume und Schulhof nutzen beide gemeinsam.

Gemeinsam, das gilt auch für die beiden Schulsekretärinnen, die in einem Büro arbeiten, und die Lehrer. Beide Kollegien sind in einem Lehrerzimmer untergebracht. Die Schulleiter Stapf und Müller sitzen in eigenen Büros, aber nicht weit auseinander.

„Es ist eine sehr spannende, aber auch eine sehr schöne Zeit“, sagt Christian Stapf. Ein Auslaufprozess, wie ihn beide Schulen nun durchlebten, sei ja auch von „Schwermut“ begleitet. Aber „der Einzug der Realschule hat hier zu einer Belebung geführt“. Die Kollegen und Fachschaften könnten sich weiterhin austauschen, die Schüler hätten 85 Prozent der Pausenzeiten gemeinsam.

Es ist in Klassenzimmern, Fluren und auf dem Hof also nicht merklich stiller geworden. Sieht man mal von der Schulglocke ab.