Integration in Willich AKF sucht Helfer für Sprachtrainings

Willich · Der Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich sucht Verstärkung für seine Sprachtrainings. Die Nachfrage nach Kursen übersteigt das Angebot, Trainer für mehr Kurse fehlen. Jeder kann ein Sprachtrainer werden.

Angelika Ruscher, Ulrike Höttges, Bernhard Geerkens, Claudia Frei und Gaby Pedersen (v.l.) vom Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich würden sich über weitere Sprachtrainer freuen.

Foto: Bianca Treffer

Das große Holzregal ist von oben bis unten mit sorgfälitg beschrifteten Kisten gefüllt. „Kleidung“, „Arztbesuch“ oder „Behördengang“ ist zu lesen. Es gibt einen Globus oder ein aufklappbares Haus mit Möbeln. An den Wänden hängen Lernplakate mit Themen von „Farben“ über „Mein Körper“ bis „In der Stadt“. So unterschiedlich die Themen sind, sie alle haben ein Aufgabe: den Einsatz bei den Sprachhelfern des Arbeitskreises Fremde (AKF). „Es geht bei uns darum, dass geflüchtete Menschen, die noch kein oder nur sehr wenig Deutsch sprechen, Alltagsdeutsch lernen. Es ist hilfreich die Dinge, die erlernt werden, zu zeigen. Wir arbeiten praktisch“, sagt Gaby Pedersen, die Vorsitzende des AKF.

Dass es praktisch zugeht, zeigt Sprachtrainerin Claudia Frei gerade bei ihrem Training. Das Thema Maßeinheiten steht im Mittelpunkt. Auf zusammengeschobenen Tischen, um die sechs Menschen unterschiedlicher Nationalitäten sitzen, liegen nicht nur Arbeitsblätter mit Bildern. Mittendrin steht eine Waage, auf der gerade Zwiebeln abgewogen werden. Praktisches hilft beim Lernen der fremden Sprache. Seit 2015 bietet der AKF die Sprachtrainings an. Was in den Anfängen noch im Schwesternwohnheim des St. Katharinen Hospitals Willich stattfand, ist seit dem Abriss des Gebäudes 2019 an der Hochstraße 67 in Schiefbahn zu finden.

In den ehemaligen Räumen des Kinderschutzbunds ist der AKF, auf zwei Etagen verteilt, daheim. Von montags bis donnerstags bieten dort Ehrenamtler in den Vormittags-, wie auch den Nachmittagsstunden Sprachtrainings an.

Die Nachfrage ist
größer als das Angebot

„Sprache ist der Schlüssel. Ohne sie geht nichts. Unser Fokus liegt auf Alltagsdeutsch. Hier können keine Sprachzertifikate abgelegt werden. Wir begleiten eher den Flüchtling auf dem Weg zum ersten Kurs und unterstützen mit einer Art Nachhilfe, wenn sie Folgekurse bis C1 Level besuchen“, sagt Angelika Ruscher, die die Sprachangebote federführend organisiert und selber auch Sprachtrainerin ist. Die Nachfrage sei dabei größer als das Angebot. Daher ist der AKF auf der Suche nach Menschen, die sich ehrenamtlich als Sprachtrainer engagieren wollen. Aktuell sind es 19 Helfer unterschiedlichen Alters, die vier Vormittags- und eine Abendgruppe begleiten. „Man muss keine Vorkenntnisse mitbringen. Es geht rein um die Alltagssprache und jeder, der im Alltag mit der deutschen Sprache klar kommt, kann Sprachtrainer werden“, sagt Bernhard Geerkens, selber seit zwei Jahren als Sprachtrainer beim AKF aktiv.

Er sei damals gerade in den Vorruhestand eingetreten und habe nach einer Aufgabe gesucht, erzählt der Diplom Kaufmann. Über die Zeitung erfuhr er von der Suche nach Sprachtrainern und meldete sich. Nach einem Erstgespräch mit Pedersen folgt das Hospitieren, bei dem der angehende Sprachtrainer auch die einzusetzenden Materialien kennenlernt. Jeder Neuling begleitet einen erfahrenen Sprachtrainer und das solange, bis er oder sie sich sicher fühlt, eine eigene Gruppe zu übernehmen. „Niemand muss also Sorge haben ins kalte Wasser geworfen zu werden“, sagt Pedersen. Wichtig sei nur, dass man aufgeschlossen sei und Freude daran habe, mit Menschen zu kommunizieren. Um Sprachtrainer zu werden müsse man kein AKF-Mitglied sein.

„Wir sprechen immer vom Training, weil es kein Unterricht ist, den wir erteilen. Wir sind keine Lehrer sondern Trainer. Es gibt keinen Lehrplan und keine Tests. Wir begleiten beim Deutsch sprechen und lernen anhand der unterschiedlichsten Alltagssituationen. Es kann dabei auch praktisch zugehen“, hebt Ruscher hervor und bringt als Beispiel einen Marktbesuch oder einen Einkauf an. Brückensprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch würden nicht genutzt. „Wir sprechen Deutsch, denn das ist schließlich die Sprache, die gelernt werden soll“, betont Ulrike Höttges. Ein „Sprachbad Deutsch“ sei angesagt, fügt die Sprachtrainerin und Mitkoordinatorin lächelnd an. Unter den Trainern herrsche reger Austausch. Im AKF-Gebäude selber stehen den Ehrenamtlern die Bürokraft im Bundesfreiwilligendienst, Fanus Tesfamickael, zur Seite.