Willich/Grefrath Bei einer Radtour die Niers erkunden

Willich/Grefrath. · Der Niers-Radwanderweg ist insgesamt rund 100 Kilometer lang. Der Teil, der durch den Kreis Viersen führt, bietet schon jede Menge Abwechslung. Los geht es in der Nähe des Nierssees in Neersen, die Tour endet in der Grasheide nördlich von Grefrath.

Die Burg Uda in Oedt wurde zum Schutz einer Fährstelle an der Niers errichtet. Damit war eine Kontrolle über Handel und Verkehr möglich.

Foto: Marc Schütz

(msc) Ein altes Hollanddrad, gebraucht gekauft für einen zweistelligen Betrag, reicht völlig: Fahrerisch anspruchsvoll ist der 24 Kilometer lange Teil des Niers-Radwanderwegs, der auf dem Gebiet des Kreises Viersen liegt, nicht. Aber er bietet jede Menge Abwechslung und pures Vergnügen, selbst auf einem klapprigen Drahtesel.

Wir starten in Neersen, an der Kreuzung Bettrather Dyk/Niersweg, in der Nähe des Klärwerks Neuwerk und des Nierssees. Links neben uns glitzert der schnurgerade Fluss, der keine nennenswerte Fließgeschwindigkeit aufweist, in der Sonne. Allzu geruchsempfindlich sollte man hier nicht sein, doch schon nach wenigen Metern auf dem Grenzweg ist der Klärwerkgeruch verflogen. Zunächst geht es immer geradeaus, zwischen der Niers und den Häusern der Siedlung Grenzweg, deren Ursprung aus der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre stammt. Die ursprünglichen Häuser wurden überwiegend in Eigenleistung erstellt und sind von großen Gartengrundstücken umgeben. Kurz vor der Kreuzung Krefelder Straße/ Bökel lohnt ein kurzer Zwischenstopp an der zur Siedlung gehörenden St.-Konradskapelle, die noch bis heute die schlichte Formenspracher der damaligen Zeit zeigt.

Jenseits der Kreuzung geht es weiter auf dem Grenzweg an der Niers entlang, rechter Hand weichen die Häuser nach ein paar Hundert Metern landwirtschaftlichen Feldern. Wer mag, kann direkt nach dem Bahnübergang einen Abstecher nach rechts in Richtung Clörather Mühle machen. Auf dem Weg dorthin gibt es auch einen Platz mit Sitzbank, von der aus man einen tollen Ausblick auf die Wiesentümpel und Kleingewässer hat. Tafeln informieren über die Niers und die Mühle.

Rechteckiges Symbol mit
einem „N“ weist den Weg

Zurück auf der Verlängerung des Grenzwegs, der hier Feldweg heißt, geht es einige Kilometer schnurstracks an der Niers entlang, bis auf Süchtelner Gebiet die Tönisvorster Straße kreuzt. Hier geht’s rechts entlang und an der nächsten Kreuzung am Landhaus Hagen auf die Mülhausener Straße, um wenig später links wieder in beschaulichere Gefilde abzubiegen. Der Niers-Radwanderweg ist übrigens gut ausgeschildert, ein rechteckiges Symbol mit einem „N“ in der Mitte weist den Weg. Denn auf diesem Teilstück des Radweges liegt die Niers ein Stück entfernt. Landwirtschaftlich reizvoll ist die Strecke dennoch.

Bei Oedt wird es dann am Niersauenprojekt Burgbenden wieder „wässriger“, denn auf einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche entstand ein naturnaher Auenbereich mit periodisch wasserführenden Tümpeln, Überflutungs- und Röhrichtflächen.

Schöner Blick auf die
Uferzone mit der Burg Uda

Vom Aussichtspunkt „Parkwächter“ aus hat man einen schönen Blick auf die Uferzone mit der Burg Uda und dem Oedter Kirchturm im Hintergrund. Wenig später tun sich die Überreste der 1313 erstmals schriftlich erwähnten Burg Uda auf, die einst erbaut wurde, um die natürliche Grenze, die die Niers darstellte, zu verteidigen. Kurz geht es auf der Mühlengasse weiter, bis man wieder auf die schnurgerade verlaufende Niers trifft und dort rechts abbiegt. Sitzbänke und Infotafeln bieten die Gelegenheit, mal wieder Rast zu machen und weitere schöne Ausblicke auf Niers und Felder zu genießen.

„Achtung Schleppseil“ verkündet ein Schild, wenn es am Flugplatz Niershorst vorbeigeht, wenig später wird die B 509 unterquert, um dann nach links auf die Mülhausener Straße abzubiegen. Wenig später geht es nach rechts auf die Straße mit dem pragmatischen Namen „Ortsumgehung“.

Wald reicht dicht
an den Fluss heran

Hier heißt es durchhalten, denn es folgt auch wieder ein schönes Stück, das für den kurzen Weg an der Landstraße vorbei entschädigt. Wer dem Niers-Radwanderweg weiter folgen möchte, biegt rechts in den Langendonker Weg ein, wer auf der Straße bleibt, kommt nach Grefrath, wo sich ein Besuch des Freilichtmuseums an der Dorenburg lohnt, das mehrere historische Hofanlagen und Werkstätten enthält, die den Übergang vom Handwerk zur industriellen Fertigung zeigen.

Zudem gibt es dort ein wundervolles Spielzeugmuseum, und im Pannekookehuus gibt es niederrheinische Spezialitäten. Doch zurück zum Niers-Radwanderweg auf dem Langendonker Weg: Es geht dem Ende unserer Tour entgegen, doch das bietet noch einmal viel. Nördlich von Grefrath, in der Grasheide, endet der Abschnitt, in dem die Niers kanalartig ausgebaut wurde.

Zahlreiche Mäanderschleifen lassen erahnen, wie der Fluss ursprünglich einmal ausgesehen hat. Hier gibt es auch Wald, der teilweise dicht an den Fluss heranreicht und auf den etwas höher gelegenen Teilen der Niederung wächst. Diese inselartigen Teile der Niersniederung werden Donken genannt.

Bevor der Niers-Radwanderweg in den Kreis Kleve führt, kann man sich in der Gaststätte Fluchtburg stärken.