Neersen: Heidi Ruppert - Nach 40 Jahren Unterricht in den Ruhestand
Heidi Ruppert muss nach den Sommerferien nicht mehr um sechs Uhr aufstehen. Nach 40 Schuljahren endet ihre Ära als Lehrerin an der Grundschule in Neersen.
Neersen. Elefanten, sagt man, haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Vielleicht hat Heidi Ruppert diese Tiere deshalb so gern gesammelt. Eine Kammer ihres eigenen Gedächtnisses ist ihr Zimmer unterm Dach, zu Hause in Schiefbahn.
Dort lagern Erinnerungen an Stationen ihres 40-jährigen Berufslebens und an die fast ebenso lange Zeit an der Grundschule in Neersen. Neun Mal hat sie dort Schülerjahrgänge von der 1. bis zur 4. Klasse unterrichtet.
"Jetzt muss ich leider meine Dritte abgeben", sagt Heidi Ruppert und bedauert, nicht auch die Kinder der 3a bis zum Schulwechsel begleiten zu können.
Schreibhefte, Poesie- und Fotoalben, Briefe von Schülern - das sind Momentaufnahmen von tausenden Begegnungen in vier Jahrzehnten Schule. "Ich unterrichte mittlerweile schon viele Kinder meiner ehemaligen Schüler", sagt Heidi Ruppert, 62.
Die letzten Tage als Lehrerin in Neersen kann die gebürtige Neusserin fast an einer Hand abzählen. Nach den Sommerferien ist die Pappelallee nicht mehr jeden Werktag Ziel.
Nun ja, jedenfalls nicht mehr so regelmäßig wie bisher. Es wird wohl ein Abschied in Raten: "Eine junge Kollegin übernimmt meine Dritte. Die kann ich doch nicht alleine lassen, wenn es für die Kinder um die Empfehlung für die weiterführenden Schulen geht."
Um die Sportabzeichen will sie sich noch weiter kümmern, um die Partnerschaft zu Zogoree, eine Herzensangelegenheit. Und peu à peu ihre selbst angefertigten Materialien, die nicht mehr benötigt werden, aus der Klasse räumen.
An Abschied möchte sie noch nicht denken, auch "wenn es mir jedes Jahr ein bisschen schwerer fiel". Unausgegorene Erlasse, viel Verwaltungskram seien Gründe dafür - "nicht der Unterricht mit den Kindern".
Obwohl auch der sich in den Jahren verändert hat. Heute werde man mehr vom Stoff gehetzt. "Ich hatte vor Jahren einmal eine Klasse mit 41 Kindern. Das war einfacher als heute eine Klasse mit 24."
Gern hat Heidrun Ruppert die Schüler vom ersten Schultag an bis zum Schulwechsel begleitet. "Ich wollte immer aus ihnen rausholen, was in ihnen steckt."
Heidi Ruppert freut sich nun auf sechs Wochen Spanien, mehr Ruhe, auf Zeit für Bücher. Und - natürlich - auf das Stöbern auf ihrem Dachboden. In geliebten gesammelten Erinnerungen. Für eine, die Schule mag wie sie, geradezu elefantastische Aussichten.