Neersen: Jacob sorgt für „Chaos Liebe“

Die Intendantin der Festspiele hat das Programm 2010 vorgestellt.

Neersen. Über 21.000 Zuschauer haben im vergangenen Sommer die Schlossfestspiele gesehen. Ein Erfolg, nach dem Intendantin Astrid Jacob "am Ball bleiben" will. Das erklärte sie am Dienstag bei der Vorstellung des Spielplans 2010. Der steht unter dem Motto "Chaos Liebe" und wartet nach dem sehr gefälligen Theatersommer 2009 mit einigen mutigen Veränderungen auf.

"Es ist klasse, dass wir ein neues, jüngeres Publikum erreichen konnten", freut sich Jacob. Das soll auch im nächsten Jahr wieder nach Neersen geholt werden. Doch gleichzeitig will die Intendantin die klassischen Stadttheater-Besucher ansprechen. Was unter anderem mit einem spannenden und erfolgreichen Gegenwartsstück gelingen soll.

"Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza gehört zu den am häufigsten gespielten Stücken der vergangenen Jahre. Ob in Zürich, Berlin und Hamburg oder in Paris, London und New York - weltweit räumte die sozialkritische Komödie Preise ab. Sie ist "zeitnah, kritisch, frech, witzig", betonte Jacob.

Im Mittelpunkt stehen zwei kultivierte Ehepaare, die sich nach einem handfesten Streit ihrer Söhne treffen, um in Ruhe über Konsequenzen zu sprechen. Doch statt dessen gehen sie selbst aufeinander los. Am Samstag, 19. Juni, ist in Neersen Premiere. Der Regisseur steht noch nicht fest.

Anders beim Kinderstück, das diesmal in der neuen Kategorie "Familientheater" auch viermal abends ab 19 Uhr zu sehen sein wird. Dafür hat sich Astrid Jacob etwas Besonderes einfallen lassen: "Der kleine Lord", als Film ein TV-Klassiker, wird als Uraufführung auf die Bühne gebracht. Jacob selbst übernimmt die Inszenierung des von Ulrike Schanko geschriebenen Stücks. Und schon jetzt sei verraten, dass am Ende nicht das Weihnachtsfest, sondern der Geburtstag des kleinen Lords im Schloss gefeiert wird.

Das Kinderpaket hat noch mehr Höhepunkte zu bieten. So führt das "Hohenloher Figurentheater" nicht nur "Schaf Ahoi" für die ganz kleinen Besucher auf, sondern auch die tragische Komödie "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt. Auch diese 90-Minuten-Inszenierung soll sich an die ganze Familie richten. Großes Theater als Marionettenspiel - Astrid Jacob spricht von einem "Testlauf".

Eine sichere Bank für gute Besucherzahlen ist das dritte Abendstück: "Der Raub der Sabinerinnen" gehört zu den Klassikern der prallen Komödien. R.A. Güther wird dabei in die Rolle des sächsischen Schmierentheater-Direktors Emanuel Striese schlüpfen.

"Das passt gut hierher", sagt Jacob lächelnd und spielt darauf an, dass das Stück um eine Römertragödie, die ein Gymnasialprofessor in seiner Jugend "verbrochen" hat und die jetzt aufgeführt werden soll, in einer Kleinstadt-Idylle angesiedelt ist.

Lyrikfreunde kommen bei der Gartenlesung "Die Dichter, die Liebe, das Chaos und das Glück..." auf ihre Kosten. Und bei Astrid Jacob, die nach dem großem Erfolg in diesem Jahr noch einmal ihre lyrisch-kabarettistische Lesung "Ich liebe Dich - Fragezeichen" bringen wird.

Und dann gibt’s ganz viel Musik: Die A-cappella-Truppe "Schmachtigallen" bringt "Mannsbilder" auf die Bühne, an Kindergarten-Kinder richtet sich das Fingerhut-Theater mit dem Stück "Viva la musica" und Astrid Jacob selbst wird in einer szenischen Lesung über Frédéric Chopin als George Sand zu erleben sein.

Außerdem wird das Andersen-Märchen "Die chinesische Nachtigall" in einer Neubearbeitung von Hartmut Scheyhing und Claudia Dölker im Foyer des Schlosses zu erleben sein. Auch dies als Familientheater mit Terminen am Morgen und Abend. Den Abschluss der Festspiele bildet dann wieder das große Opern- und Operettenkonzert.