Tönisvorst: „Das beste Seminar, das ich bekommen konnte“

Ex-Bürgermeister-Kandidat Christian Hoechtlen schaut gelassen auf die Kommunalwahl zurück.

Tönisvorst. Seine Mission ist erledigt - sie hat sich als "mission impossible" herausgestellt. Soweit so gut. Aber so ganz abgeschlossen hat Christian Hoechtlen mit seiner Bürgermeister-Kandidatur noch nicht. "Der tiefe Absturz hat mich überrascht", sagt er. Und wer ihn ein klein wenig kennt, weiß: Der Mann muss das für sich noch klar kriegen.

Als unabhängiger Kandidat war er ins Rennen gegangen, der Mann, den der WZ-Fotograf als den Mann mit dem Blendax-Lächeln bezeichnet hatte. Aufgrund einer bundesweiten Stellenausschreibung hatte der Düsseldorfer sich für die Bürgermeister-Kandidatur beworben. Er hatte die Unterstützung von FDP und UWT.

Die kamen bei der Kommunalwahl 2004 zusammen auf mehr als 25 Prozent. Was ihm Chancen einzuräumen schien. Heute weiß Hoechtlen - und nicht nur er - dass die einfache Arithmetik nicht immer funktioniert. Auch, und schon gar nicht, in der Politik.

"Ganz ehrlich", sagt er, "ich hätte mir mindestens 22 bis 23 Prozent zugetraut. Stattdessen wurden es magere 16. Für einen 32-jährigen nimmt er das erstaunlich gelassen. "Der Souverän hat entschieden. Deutlich." Womit für ihn die Angelegenheit ausgestanden sein könnte. Könnte, siehe oben, sie ist es nicht. "Besonders leid tut mir das Ergebnis für mein Team."

Er selbst habe sich recht schnell damit abgefunden. "Ich habe einen ganz tiefen Einblick bekommen. Der hat mir Lust gemacht auf Politik", sagt Hoechtlen. Lust darauf, sich zu engagieren. Weswegen er jetzt als Arbeitnehmervertreter im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Düsseldorf kandidieren will. "Wenn der Abstand groß genug ist, will ich auch ein Buch schreiben", sagt er.

Darin, das weiß er, will er thematisieren, dass es kein fairer Wahlkampf war, aus seiner Sicht. Viel will er zu dem Thema nicht sagen, aber: "Albert Schwarz ist mit seinem Amt sehr unbekümmert umgegangen", findet er. Die Einmischung sei schon gravierend gewesen.

Dennoch fällt sein Fazit gut aus, stellenweise sehr gut. "Als wir die Plakate abgehängt haben, bin ich sehr oft angesprochen worden. Das hat gut getan. Viele haben mir gesagt, dass ich etwas bewegt habe." Womit er sicher Recht hat. Statt einen Lagerwahlkampf zu führen, mussten sich seine Konkurrenten auf einen weiteren Mann einstellen. "Das hat den Wettbewerb angeheizt. Außerdem ist Tönisvorst noch ein kleines Stück bekannter geworden."

Was nimmt er persönlich mit? "Das war das beste Seminar, das ich bekommen konnte. Für meine Persönlichkeitsentwicklung hat es mich weiter gebracht. Außerdem habe ich gelernt, wie eine Gemeinde funktioniert."

Was bleibt? Er will die Stadt weiter beobachten. Vielleicht den ein oder anderen Hinweis geben. Ein Comeback? Hoechtlen lacht. "Ich richte doch jetzt nicht meine Lebensplanung danach, dass in sechs Jahren wieder gewählt wird."