Neersen: Topfit mit Bob und Twister

Sporttag: Unter dem Motto „Kommt mit ins Spielzeugland“ sollten Familien in Bewegung kommen.

Neersen. Bälle in allen Größen und Farben fliegen durch die Halle. Eltern und Kinder kämpfen mit roten, gelben und blauen Pool-Nudeln gegeneinander. Die Kleinsten flitzen im Slalom auf ihren Bobbycars um bunte Stäbe herum. "Ein ganz schönes Gewusel", stellt Klaudia Schleuter vom Kreissportbund fest.

Zusammen mit dem Neersener Turnerbund (NTB) und dem Familienzentrum Neersen hat sie verschiedenste Stationen aufgebaut, an denen Kinder und Eltern gezielt motorische Fähigkeiten schulen können. Kindgerecht ist jede Station nach einem Spielzeug benannt, von der Bob-der-Baumeister-Baustelle bis zum riesigen Twister-Spielfeld. Dabei stehen unter anderem die Koordination von Händen und Augen oder der richtige Krafteinsatz im Vordergrund.

Jacqueline (6) hat nur Augen für das Schloss von Graf von Spielstein: Aufgeregt läuft sie immer wieder zur Kletterwand - dem Schlossturm - und steigt eine Sprosse nach der anderen hinauf. "Jetzt möchte ich aber schaukeln gehen", erklärt sie nach einigen weiteren Kletterpartien und läuft zur nächsten Station.

Nebenan geht es konzentrierter zu. Simon (7) zielt mit einem Tennisball auf unterschiedlich weit entfernte Hütchen. Gleich der zweite Ball geht ins Loch. "Das war klasse!", lobt Erzieherin Julia Brackhane und sammelt die Bälle ein. "An dieser Station ist die Koordination besonders wichtig. Wenn’s bei den Kindern nicht auf Anhieb klappt, versuchen sie es erstmal an den unteren Zielen", sagt die Erzieherin.

Für Schleuter ist der Bewegungstag eine Chance, Familien gemeinsam an den Sport heranzuführen. "Wir hoffen, die Eltern auch über diesen Tag hinaus dazu anzuregen, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen", erklärt sie. Dazu stehen an jeder Station Infotafeln mit Tipps, wie körperliche Fertigkeiten mit geringem Aufwand zu Hause trainiert werden können.

"Schon eine Kissenschlacht bringt Kinder voran", weiß auch Babette Specht vom NTB. Als Übungsleiterin besucht sie regelmäßig die Neersener Kindertagesstätte Pappelallee und trainiert mit den Kleinen. Dabei stoßen sie und ihre Kolleginnen oft auf Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen.

"Das ist eine Schwäche, die durch ständige Übung schnell verbessert werden kann", weiß Schleuter. "Jedes dritte Kind kann bei der Einschulung nicht rückwärts gehen. Da fehlt die räumliche Vorstellungskraft, die auch in Mathe wichtig ist." Zudem seien Gleichgewichtsprobleme, Haltungsschwächen und generelle Kraftlosigkeit verbreitet.

André Malkowsky schwingt sich mit Sohn Max an einem Seil über das Krokodilbecken und steckt beim Ritterspiel tapfer eine Niederlage ein. Max gefällt’s. "Nur beim Sinnesparcours hat er gestreikt: ,Was, durch’s Hasenfutter soll ich gehen?’", lacht André Malkowsky.

Resoluter meistert Lara (6) das Tasterlebnis einige Stationen weiter. Barfuß betritt sie einen Karton nach dem anderen, geht durch Sägespäne und Kieselsteine, stolpert fast über die Papprollen. "Chaos im Kinderzimmer" heißt der Parcours - treffend, finden einige Mütter, die ein Lied von verstreuten Legosteinen und Playmobilfiguren singen können.