Neersen: Vernunft und Wahnsinn
Auf der Schlossbühne ist ab nächste Woche der Klassiker „Arsen und Spitzenhäubchen“ zu sehen.
Neersen. Tod, Mord und Wahnsinn - diese explosive Mischung wird bei den diesjährigen Neersener Schlossfestspielen in dem zweiten Abendprogrammstück "Arsen und Spitzenhäubchen" angeboten. Die Schwarze Komödie von Joseph Kesselring bedient damit das zweite Motto der diesjährigen Spiele. Nach Satire mit Loriot’s dramatischen Werken, sind die Gauner an der Reihe.
Bewusst hat sich Intendantin Astrid Jacob für das gut bekannte Stück entschieden: "Ich hole die Leute bei Film und Fernsehen ab und bringe sie ins Theater." Aber nicht nur die Bekanntheit vom Broadway und von der Verfilmung, sondern auch der Inhalt haben wohl zum Erfolg beitragen.
Im Mittelpunkt stehen die beiden liebenswürdigen alten Damen Abby und Martha Brewster (gespielt von Brigitte Böttrich und Susanne Flury), die aus Güte und Menschenliebe ihren Gästen, vorzugsweise älteren Herren, neben Biskuit auch ein Gläschen ihres ganz speziellen Holunderweins servieren.
Raus aus ihrem Haus schafft es danach keiner mehr. Die Gäste sterben und werden im Keller des Hauses vergraben. Neffe Mortimer (Wolf-Guido Grasenick) hat zum Erstaunen seiner Tanten und seines geisteskranken Bruders Teddy (Markus Rührer) kein Verständnis für dieses "leichte Übergehen" der Gäste.
Mit dem steckbrieflich gesuchten dritten Bruder Jonathan (Hartmut Scheyhing), zwei theaterbegeisterten Polizisten (Marc Suesterhenn, Claudia Felix) und Dr. Einstein (Manuel Struffolino), der den Drang verspürt, Menschen zu verschönern, entwickelt sich ein atemberaubendes Versteckspiel.
Vernunft, die in Wahnsinn umschlägt und Wahnsinnige, die am Ende doch ganz normal erscheinen - diese Überraschungen wird es in "Arsen und Spitzenhäubchen" zu entdecken geben.
R.A. Güther hat als Regisseur das Stück für die Festspiele bearbeitet. So spielt es im Gegensatz zum Original nicht nur in einem einzelnen Zimmer, sondern auf verschiedenen Ebenen der Schlossbühne. Damit das auch möglich war, wurde die Ebene der Bühne erweitert. Neue Möglichkeiten wurden dabei geschaffen und perfekt genutzt hat sie Ausstatterin Silke von Patay.
Begeistert vom Stück ist das Ensemble jedenfalls schon jetzt. Besonders Brigitte Böttrich ist glücklich mit ihrer Abby Brewster: "Beim Fernsehen ist es viel schwerer eine Rolle zu bekommen, die einem Spaß macht", erklärt die erfolgreiche Schauspielerin. Verena Held, die noch für die Rolle der Verlobten von Mortimer eingesetzt ist, zeigt sich zwar auch zufrieden, gibt aber zu: "In ein paar Jahren möchte ich dann auch die Rolle der alten Dame spielen".
Nicht nur vom Stück selbst zeigen sich die Künstler übrigens begeistert, sondern auch von denen, die ihnen Abend um Abend gegenüber sitzen: Ihrem niederrheinischen Publikum. Außergewöhnlich offen und herzlich sei das. Auch einmalig: Die gelassene Einstellung zum Regen. Vielleicht auch deswegen hat der die Freilichtbühnenstücke bis jetzt verschont. Na dann "toi, toi, toi", dass es auch so bleibt.