Neersener hilft sibirischen Waisen

Gute Tat: Wolfgang Boochs liefert Spenden und Hilfsgüter selbst in Dorogino ab.

Willich. Kinder in einem Waisenhaus in Sibirien haben jetzt Hilfe aus Neersen bekommen: Der Vorsitzende des Vereins "Kinder in Sibirien", der Neersener Wolfgang Boochs, brachte Spendengelder und Hilfsgüter in die Ortschaft Dorogino, rund 150 Kilometer von der Metropole Nowosibirsk entfernt. Dort leben 66 Kinder in einem Waisenhaus.

Ihre Situation ist schwierig, schildert Boochs. Sie werden von den fünf Pflegerinnen zwar gut betreut, aber die Rahmenbedingungen sind schlecht: Die Kinder leben in viel zu kleinen Schlafräumen, es gibt nur einen gemeinsamen Waschraum mit kaltem Wasser, die Toiletten haben noch nicht einmal eine Tür. Auch Medikamente fehlen.

Geheizt wird das Heim aus Kostengründen erst ab Oktober, dabei können die Temperaturen schon im September unter den Gefrierpunkt sinken. Die Kinder haben entweder keine Eltern oder sie wurden aus Familien herausgenommen, weil diese wegen des Drogen- und Alkoholmissbrauchs der Eltern zerrüttet sind. Boochs brachte unter anderem 1000 Euro, die der Verein "Russlandhilfe St. Vitus Oedt" nach seiner Auflösung dem Neersener Verein "Kinder in Sibirien Willich" zur Verfügung gestellt hatte, nach Dorogino.

Boochs hatte den Hilfsverein "Kinder in Sibirien" vor zwei Jahren nach einer privaten Reise in die Region gegründet. Damals hatte er die Natur- und Tierschützerin Irina Danilova kennengelernt, die ihn auf das Kinderheim aufmerksam machte.

Der Ort ist typisch für die Region: Die Menschen leben in Holzhäusern, wie sie in Sibirien üblich sind, oder in herunter gekommenen Plattenbauten aus der Sowjetzeit. Die Straßen sind nicht asphaltiert und häufig verschlammt. Boochs war jedoch von der Freundlichkeit der Kinder und ihrer Betreuer beeindruckt: Sie hatten ihm ein spezielles Gästezimmer eingerichtet, ihm die traditionellen Speisen aus Sibirien vorbereitet und den Gast mit Konzerten und Tanzaufführungen unterhalten.

Der Willicher Verein will weiter helfen: Im nächsten Jahr möchte Boochs erneut nach Sibirien reisen. Das Land an sich sei faszinierend, sagt er. Die derzeitige Metropole Nowosibirsk gilt als das "Herz Sibiriens": Sie ist rund 100 Jahre alt, sie hat etwa 1,45Millionen Einwohner auf einer Fläche von rund 475 Quadratkilometern.