Neersen „Old Blue Eyes“ und seine (Frauen)-Geschichten

Gut zwei Stunden lang ging es im Schloss um Frank Sinatra.

Foto: Friedhelm Reimann

Neersen. Leben, Lieben und Lieder von Frank Sinatra: Christoph Schobesberger hat daraus ein gut zweistündiges Programm gemacht. Das Publikum im ausverkauften Ratssaal von Schloss Neersen schwelgte in Erinnerungen — und konnte mit dem Gebotenen mehr als zufrieden sein.

Christoph Schobesberger (62), der seine ersten Auftritte Mitte der 1960er Jahre als Mitglied der Wiener Sängerknaben hatte, kam auch nach Neersen nicht allein. Mit dabei: Sven Kalis (Schlagzeug), Axel Glenn Müller (Saxophon), Thomas Wegel (Kontrabass) und Herbert Götz (Klavier) konzentrierten sich auf ihre Instrumente, blieben zumeist im Hintergrund.

Immer wieder wurden sie auch als Dialogpartner von Frank Sinatra mit eingebunden. Und die Wienerin Susanne Eisenkolb sollte als Sängerin in verschiedene Rollen schlüpfen. Besonders überzeugend wirkte sie als Marilyn Monroe. Schobesberger ließ nichts aus: Ganz nebenbei machte er die Besucher zu Sinatra-Kennern und er hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Ausnahmekünstler und Sohn eines sizilianischen Preisboxers.

Wer in erster Linie wegen der Evergreens wie „New York, New York“ oder „Strangers in the Night“ gekommen war, wurde natürlich nicht enttäuscht. „Alles ist musikalisch auf einem sehr hohen Niveau“, lobte ein Besucher.

Christoph Schobesberger gefiel aber nicht nur als Sänger, sondern auch als Geschichtenerzähler — Geschichten von Frank Sinatra eben. Es waren oft Frauengeschichten, es ging um Triumphe und bittere Niederlagen. Torkelnd verließ er einmal die Bühne — die Krisen waren zum Glück immer nur von kurzer Dauer.

Das Publikum erfuhr von einer zweiten Karriere als Schauspieler und Oscar-Preisträger und lachte über Anekdoten wie diese: „Frank Sinatra erwartete John F. Kennedy während dessen Wahlkampfes in seinem Haus, er ließ es extra für diesen Besuch seines Idols vergrößern inklusive eines Hubschrauberlandeplatzes. Wegen der angeblichen Nähe Sinatras zur Mafia wohnte Kennedy dann aber bei Bing Crosby.“ Sinatra sei zutiefst enttäuscht und frustriert gewesen, habe die Anbauten zerstört und fortan die Republikaner gewählt.

Das Stehaufmännchen Sinatra, das insgesamt in mehr als 60 Filmen mitgespielt und über 1000 Songs aufgenommen hatte, sollte später gemeinsam mit Tochter Nancy auftreten. Seinem „Freund“, dem Whisky „Jack Daniels“, hielt er zwar die Treue, ließ sich von ihm aber nie wirklich unterkriegen. Er war der erste Superstar mit kreischenden, in Ohnmacht fallenden weiblichen Fans, dem dann mit Elvis Presley und den Beatles weitere folgten.