Willich. "St. Katharina ist eine neugotische Kirche", erklärt Paul Schrömbges und deutet in das Gewölbe hinauf. Die Gäste, die vor ihm in den Bänken sitzen, legen die Köpfe in den Nacken und folgen seinem Blick. Im Mittelalter seien die Kreuzrippen die tragenden Elemente gewesen, in der Neugotik nicht mehr. Sie seien in die Gewölbe geklebt worden.
Dazu komme, dass der Tabernakel mitten im Altar zu finden sei. Alle Blicke gehen nach vorne. Der Willicher macht noch auf die Fenster aufmerksam, ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zur Altgotik, dann geht die eigentliche Führung durch die Willicher Kirche St. Katharina am Taufbrunnen los.
Im Rahmen ihrer ersten CDU-Bürgerrunde im neuen Jahr hatte die Partei sich als Ort die Pfarrkirche ausgewählt. Schrömbges, Vorsitzender des Fördervereins "Pro St. Katharina" übernahm die exklusive Führung. "St. Katharina ist das Herzstück von Willich. Wir alle wissen um die Probleme der Kirche und wollten uns einmal vor Ort informieren", betont Alt-Willichs CDU-Stadtteilsprecher Guido Görtz.
Mittlerweile ist die kleine Gruppe beim Taufbrunnen angekommen, wo auch die letzten neugotischen Fenster zu finden sind. "Teufelsdarstellungen wie hier finden wir an verschiedenen Stellen. Sie bedeuten eine Überwindung des Bösen", macht Schrömbges auf die kleinen Köpfe am Becken aufmerksam.
Aber nicht nur das Becken zieht die Blicke an. In der Taufkapelle werden die ersten Schäden im Boden der Kirche deutlich. An einigen Stellen sind dort anstelle der bunten Bodenfliesen grau melierte Fliesen zu sehen. Eine Notlösung für den denkmalgeschützten Boden. "Wir benötigen 2218 neue Bodenfliesen", berichtet Schrömbges. Das ist aber noch nicht alles.
Im Laufe des Rundganges malt der Vorsitzende des Fördervereins nicht nur ein geschichtliches Bild der Kirche, sondern macht auch auf die Schäden in der Kirche aufmerksam. Risse im Putz der Gewölbedecken, feuchte Stellen an Decke und Wänden - an St. Katharina nagt der Zahn der Zeit. Immerhin hat sie schon 106 Jahre auf dem Buckel. "Wir brauchen rund 780 000 Euro für die nötigsten Instandsetzungsmaßnahmen, nicht für die Schönheit", betont Schrömbges, als die Gruppe im Kirchenschiff ankommt.
Orgelempore und Sakristei wurden begutachtet und auch ein Blick hinter den Altar riskiert: "Hier sieht es aus wie zu Hause hinterm Schrank", scherzt Görtz. Damit hat er nicht so unrecht. Fahnen, ein eingerollter Teppich und eine Leiter stehen unsichtbar für die Kirchengänger hinter dem Altar. Auch solche Plätze sind Teil einer Exklusivführung.