Rogler für die innere Sicherheit

Richard Rogler tourt durch Deutschland. Nun kam er auch nach St. Tönis. Im Forum Corneliusfeld gibt der Solo-Kabarettist sein Programm "Ewiges Leben" zum Besten.

<strong>St. Tönis. Wenn man ihn sich so ansieht. Und nicht zuhört. Was wahrlich kaum möglich ist. Dann stellt man die Ähnlichkeiten fest, die zu Loriots Nasenmännchen bestehen. Herr Müller-Lüdenscheid beispielsweise. Aber er nennt sich Camphausen, den Richard Rogler, wenn er als Solo-Kabarettist unterwegs ist und im Forum Corneliusfeld sein Programm "Ewiges Leben" zum Besten gibt. Er selbst ist nicht so komisch, eher seine Mitmenschen. Obwohl er sich nicht über sie erhebt. Es sind schließlich seine Freunde, mit denen er fiktive Dialoge führt. Und er fühlt Rechtfertigungszwänge, wenn er sich vor ihren Einladungen drückt. Manfreds beispielsweise. Des Hobby-Spitzenkochs. Dessen neuester Spleen: Die Espresso-Maschine. Ein Riesen-Ding, das die Italiener selbst nicht benutzen würden. Die lachen sich darüber kaputt, dass die Deutschen das unbedingt haben wollen. "Plötzlich ein Lärm!" Camphausen fürchtet schon, der Russe käme, "aber Manfred schäumt Milch auf". Der wohnt mit Gabi, Professor Severin und Maike in einer Mühle im Rothaar-Gebirge. Autonom, aber doch so langweilig. Ein weiterer Grund, nicht hinzufahren. Der Professor ist einer, der gerne filmt. Und dann müssen sich die Freunde eben drei Wochen Urlaub ansehen. "In Echtzeit." Solche Freunde hat jeder. Es ist bisweilen ein Spiegel, den Rogler vorhält. Die nötige Selbstironie dafür bringen die Tönisvorster mit.

Dialoge mit Günter: Wie funktioniert Politik eigentlich?

Am liebsten hören sie jedoch seine politischen Spitzen. Auch hier fiktive Dialoge mit seinem Freund Günter. Einem von drei Bundestagsabgeordneten ohne Nebentätigkeit, weshalb die eine Selbsthilfegruppe gegründet haben. Der irgendwie, trotz Betriebsratstätigkeit im Steinkohlebergbau, nicht weiß, wie Politik funktioniert. Die Wahlkampf-Rede - von damals noch Clement - hatte er sich von unten, aus der Perspektive des Wahlvolks, angehört, nicht oben auf dem Podium gestanden. Nach Hause fuhr er nicht mit dem Chef in der Limousine, sondern mit der Straßenbahn. Trug dabei einen SPD-Schal und wurde prompt von drei Hartz IV-Empfängern verprügelt. Obwohl er doch gegen das Gesetz gestimmt hatte.

Camphausen sinniert weiter: "Ob das die Geburtenrate wieder nach oben treibt, wenn es mehr Ganztagsschulen gibt? Ob die in Angola mehr Ganztagsschulen haben, so hoch wie deren Geburtenrate ist?"

Karten übrig: Das Forum war, nicht wie sonst üblich, ausverkauft. "Den Rogler sieht man momentan zu oft im Fernsehen", vermutete der Vorsitzende des Stadtkulturbundes Peter Siegel. "Als ich den vor mehr als einem Jahr gebucht habe, war das noch nicht so." Aber vielleicht war es auch das Wetter, das Schützenfest in Vorst oder die Sprödentalkirmes.