Stadtgeflüster: Neersens unsichtbare Bühne

Was ist weg? Was ist schon da? Und was bleibt? Hier kommt’s.

<strong>Willich/Tönisvorst. "Das nennen Sie Schandfleck?" Irmgard Aerts aus St. Tönis ist aufmerksame WZ-Leserin. Als solche hat sie von dem alten Haus an der Mühlenstraße gelesen, eine frühere Werkswohnung, die ziemlich jämmerlich aussieht. "Schauen Sie sich mal das Gebäude an der Viersener Straße 82 an. Das ist ein Schandfleck!" Die Frau betont, dass sie sich immer wieder beklagt habe. Bei Stadt und Kreis habe sie aber nur zu hören bekommen, dass jeder auf seinem Grundstück machen könne, was er wolle. "Also, müssen wir damit leben, oder?", fragt Frau Aerts ziemlich resigniert.

Die ersten Kunden waren ganz schnell da

Das ging zügig: Kaum hatte Bauer Hans-Leo Sieben aus Clörath vergangene Woche ein Schild aufgestellt, das auf seine Frühkartoffeln hinwies, schon waren seine Kunden da. Um 16 Uhr war der Hinweis fertig, fünf Minuten später standen die Ersten schon in der Warteschlange. Hut ab!

Wechseln wir von hartkochenden Kartoffeln und harten Fakten zum Kapitel "Lästerei". Da wird doch tatsächlich innerhalb der Willicher CDU kolportiert, nach dem stellvertretenden Vorsitzenden Paul Schrömbges sei im Gewerbepark Stahlwerk Becker eine Straße benannt. "Welche", werden Sie zu Recht fragen. Genannt wird dann die Drahtzieherstraße.

In St. Cornelius scheint das Weihwasser ausgegangen zu sein. Jedenfalls sind die Becken seit Wochen "leer gefallen". Grund für den Griff ins Leere ist wohl eine Taube hoch oben auf dem Gesims der Fenster. "Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheuer - und doch ernährt sie unser himmlischer Vater", erinnert man sich an den Religionsunterricht. Doch trinken müssen auch Tauben. Nur eben kein geweihtes Wasser. Deswegen bleiben die Becken leer. Hoffentlich ist das Tier keine Friedenstaube aus Vorst.

Was hat die St. Töniser Hirsch-Apotheke mit Vorst gemeinsam? Nun, eine leibhaftige Königin. Mara heißt sie, ist PTA (Pharmazeutisch-Technische Assistentin) und Königin der Bürger-Schützenbruderschaft in Vorst. Am 2. Mai hatte sie Geburtstag. Sie wurde 23 Jahre jung.

Erheblich älter ist die im St. Töniser Seniorenhaus wohnende Finchen Schlippes. Bei dem schönen Wetter wurde sie von ihrer Enkelin Claudia ins Eis-Café Fontanella gebracht, um ein leckeres Eis zu essen. Finchen Schlippes ist fast 80 Jahre älter als die Königin aus Vorst. Im Herbst will sie 103 Jahre alt werden.

Neersens Festspiele sind in die Jahre gekommen, wenn sie auch nicht so alt sind wie Finchen Schlippes. 2007 ist ein Neuanfang: neue Intendantin, neuer Spielplan, neue Anfangszeiten. . . Neu sind auch die Bühnenbretter, die die Welt bedeuten. Die wird es nämlich erstmals in der Geschichte der Festspiele nicht geben, munkelt man. Ist wohl so wie bei des Kaisers neue Kleider: Die hat man auch gesehen, obwohl sie nicht da waren.