Willich/Tönisvorst: Gebühren spalten die Studenten

Viele angehende Studenten sind nach der Einführung der Studiengebühren verunsichert, andere sehen es gelassen.

Willich/Tönisvorst. Seit Beginn des Sommersemesters müssen die Studenten tief in die Tasche greifen. Allgemeine Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester wurden bis auf einige Ausnahmen an allen Universitäten in NRW beschlossen. Hat diese finanzielle Zusatzbelastung Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen ein Studium? Welche Gedanken machen die diesjährigen Abiturienten und potenziellen Studienanfänger? Die WZ hat sich umgehört.

"Jetzt überlegt man sich schon mehr als einmal, ob man studieren möchte", erklärt Anja Reinboth, Abiturientin des Schiefbahner St. Bernhard-Gymnasiums. Falls sie im Winter ein Studium anfängt, wird sie ihr Fach mit Bedacht auswählen. "Man wird wohl nicht mehr so einfach sein Studienfach wechseln können", überlegt die 19-Jährige mit Blick auf die Kosten. Einen Sinn kann sie in den Studiengebühren nicht sehen. "Es steht ja gerade in der Kritik, dass die soziale Herkunft den Werdegang bestimmt. Und durch die zusätzlichen Kosten wird das ja noch viel schlimmer", findet sie.

Für die 19jährige Katrin Prasse ist das Studieren trotz Gebühren generell möglich. "Zum Glück habe ich Rücklagen von meiner Familie, aber mit dem Umziehen würde es trotzdem schwer werden", erklärt die Schülerin des St. Bernhard-Gymnasiums. Wenn sie sich im Winter für ein Studium entscheidet, wird sie sich daher an Universitäten in der Nähe bewerben. "Dann kann ich wenigstens noch zu Hause wohnen bleiben", erklärt sie.

Christopher Struben hat 2006 an der Gesamtschule Abi gemacht und möchte im Winter anfangen zu studieren. "Ich denke, wenn der Wille da ist, klappt das auch", ist seine Meinung. Unterstützung bekommt er von seinen Eltern, wird aber um einen Nebenjob nicht herumkommen. "Ich werde mich für ein Lehramtstudium in Münster bewerben und durch den Umzug wird alles sehr teuer", erklärt der 20-jährige Zivildienstleistende.

Für Jenni Ertl, die ebenfalls in Münster studieren möchte, haben Studiengebühren eher einen positiven Effekt. "Dadurch dass dann weniger Leute nach Münster wollen, habe ich mehr Chancen auf einen Studienplatz", lacht sie. Die 20-jährige Schiefbahnerin hat ihr Abitur 2006 an der Willicher Gesamtschule gemacht. Für die Finanzierung nimmt sie auch gerne einen Nebenjob an.

Anja Maßen hat sich schon einige Gedanken zum Thema Studiengebühren gemacht. "Wir haben in der Schule viel darüber geredet. Auch im Freundeskreis ist das oft ein Thema", erklärt die Abiturientin des St. Bernhard-Gymnasiums. Sie war am Anfang strikt gegen Studiengebühren, findet sie aber mittlerweile in Ordnung. "Deutschland muss wettbewerbsfähiger werden. Wir brauchen einfach bessere Universitäten", ist ihre Meinung.

Seit wann? Allgemeine Studiengebühren gelten erstmals seit dem gerade begonnenen Sommersemester.

Wer macht mit? NRW lag es dabei in der Hand der Hochschulen, ob und in welcher Höhe sie Studiengebühren erhoben wurden. Außer der FH Düsseldorf, der Kunstakademie Düsseldorf, der FernUni Hagen und der Kunsthochschule für Medien in Köln, haben fast alle Universitäten in NRW Studiengebühren eingeführt.

Gebührenhöhe Die Uni Münster hat eine Gebühr von 275 Euro eingeführt, bei allen anderen liegt sie bei 500 Euro.