Willich: Fabis Kusshand ist für die Oma

Anneliese Hambüchen trägt einen Nachnamen, den ihr Enkel Fabian als Turner am Reck berühmt gemacht hat.

Willich. Wenn’s nicht so respektlos klingen würde, könnte man sagen: Die Frau ist ein lebender Vollgummiball. Jedenfalls kann man Anneliese Hambüchen so sehr treffend beschreiben. Wer die ältere Dame erlebt, würde niemals auf die Idee kommen, dass sie im August schon 80 Jahre alt wird. Sie ist agil, energiegeladen, hat Ausstrahlung, jede Menge davon. Seit zwölf Jahren leitet sie viermal wöchentlich einen Kurs in Aqua-Gymnastik in der Willicher Bütt.

Bevor die Forstwalderin diese Kurse gab, leitete sie Jazz- und Fitness-Gymnastik in der Halle. "Ich war von klein an auf Bewegung getrimmt", erinnert sie sich.

Schon früh sei sie mit Schlittschuhen und Rollschuhen gelaufen, habe es sogar mit dem Paarlauf versucht. Eine Förderung gab’s nie, 1937 waren die gesellschaftlichen Vorzeichen andere.

Im Alter von 20 Jahren heiratete Frau Hambüchen. Fünf Söhne bekam das Paar. Beim zweitältesten waren die Sport-Gene der Mutter am deutlichsten zu erkennen. Wolfgang Hambüchen wurde Kunstturner. Mit einigem Erfolg, wie seine Mutter zu berichten weiß. Und er wiederum vererbte diese Fähigkeit: Sein zweiter Sohn ist Fabian Hambüchen, der junge Mann, der gerade in Amsterdam bei den Kunstturn-Europameisterschaften am Reck den Titel geholt hat.

"Fabians Welt war immer die Turnhalle", erzählt die stolze Oma. "Schon mit drei Jahren saß der kleine Tünnes dabei und machte die Übungen mit."

Sie als Großmutter habe es nervös gemacht, wenn "Fabi" als kleines Kind ganz oben auf der Sprossenwand hockte. "Der kommt schon wieder runter", pflegte Vater Wolfgang dann zu sagen.

Wie erlebt die Oma den Turnfloh? Frau Hambüchen macht es vor: "Ich sitze vor dem Fernseher und rasele vor Nervosität. Dabei halte ich mir ein Kissen vors Gesicht und schaue ab und zu dran vorbei", lacht sie.

Jetzt wohnt "Fabi" bekanntermaßen in Wetzlar. Wie oft meldet er sich bei Oma? "Immer wieder telefonisch", sagt diese. Auch neulich wieder, als er sein Trainingslager in Amsterdam bezogen hatte.

Manchmal grüße der Turner sie auch aus dem Fernsehen. "Wenn er dann eine Kusshand hinaus schickt, weiß ich, dass er mich meint", erzählt sie stolz.

Oma-stolz Anneliese Hambüchen (Foto) wohnt seit vielen Jahren im Forstwald. In ihrer Wohnung am Erikapfad hat sie eine Fotoecke mit jeder Menge Bilder ihres Enkels Fabian eingerichtet.

Beziehungen Manchmal hilft es, wenn Menschen mitbekommen, dass sie die Großmutter des Turnflohs ist. Vor kurzem war ein Versicherungsmann da, der einen Schaden begleichen musste. "Nachdem ich ihm zwei Autogrammkarten von Fabian gegeben habe, hatte ich einen Stein im Brett," erzählt Anneliese Hambüchen und schmunzelt.

Besuche "Früher sind wir oft im Café Hösch am Feldburgweg gewesen", erinnert sich Anneliese Hambüchen.