<strong>Anrath. Alle betonen, dass er wichtig ist, der neue evangelische Gefängnisgeistliche im Männer-Knast. Das sehen bei der feierlichen Einführung von Michael Prietz auch die Gefangenen so. "Doch, ich bin fromm", sagt einer auf Nachfrage, "zwar nicht so wie der Papst. Aber für mich ist der Pfarrer wichtig." Auch Katja Grafweg, die Anstaltsleiterin, freut sich, dass die Stelle nicht vakant geblieben ist. "Der Geistliche ist wichtig für unsere Arbeit", sagt sie. "Er steht außerhalb der Hierarchie und ist ein Ansprechpartner, dem viele Gefangene besonders vertrauen." Wahrscheinlich ist er auch der Richtige. Diese Idee keimt, wenn man die Worte seiner Kollegen und seine eigenen vergleicht: Erstere betonen meist die Schwierigkeit der Aufgabe, wünschen ihm Kraft, sich ausreichend abzugrenzen, sprechen ihre Bewunderung aus: "Es ist schön, dass Sie bereit und willig sind, in Willich zu arbeiten." Sein katholischer Kollege, Anstaltsgeistlicher Konrad Moor kennt den Job und wünscht ihm einen besonderen Blick:. "Der Mensch sieht, was er vor Augen hat. Gott sieht ins Herz." Pater Hermann Bickel, der als Pater "freiwillig ein Leben hinter Gittern" führt, sagt: "Sorgen Sie freiwillig für die, die hier unfreiwillig sind."

Prietz liest in seiner Predigt die Bibelstelle vor, in der eine Ehebrecherin zu Jesus gebracht wird, "Meister, richte sie!" wird er aufgefordert. Doch der schreibt scheinbar abwesend in den Sand und sagt der Menge nur, dass der den ersten Stein werfen solle, der ohne Sünde sei, woraufhin sie nach und nach abziehen. Zum Schluss fordert er die Frau auf, zu gehen und in Zukunft nicht mehr zu sündigen.

Zur Person Michael Prietz ist 50 Jahre alt, verheiratet, Vater von drei Kindern im Alter von 19, 15 und 13 Jahren. Er wohnt in Krefeld. Bisher war er einer von drei Pfarrern an der Pauluskirche in Krefeld. Wie sein Kollege Konrad Moor besetzt er eine volle Stelle. Beide sind überkonfessionell tätig.

Zum Ort Im Willicher Männergefängnis sitzen rund 480 Gefangene ein.