Schmetterling hilft Scheidungskindern

Der Willicher Kinderschutzbund bietet Mädchen aus Trennungsfamilien im Januar einen neuen Gesprächskreis an.

Schiefbahn. Er gilt als Symbol des Neubeginns: der Schmetterling. So heißt beim Willicher Kinderschutzbund auch eine Gruppe, in der sich Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien mit ihren Ängsten, Sorgen und unterschiedlichsten Gefühlen treffen, um gemeinsam mit der Therapeutin dies alles besser zu verstehen und einen Neuanfang zu versuchen. Ab dem 28. Januar wird für die sieben- bis 13-jährigen Mädchen ein neuer Gesprächskreis angeboten.

Die neue Gruppe leitet die Einzel-, Paar- und Familientherapeutin Ursula Stroepen. Die 48-jährige Mönchengladbacherin ist seit 23 Jahren verheiratet und selbst Mutter einer mittlerweile 16-jährigen Tochter. Für sie wird es in Schiefbahn die sechste Gruppe sein. Und sie verspürt immer noch eine kleine Gänsehaut, wenn sie sich an den Kommentar einer Neunjährigen aus einer der letzten „Sitzungen“ erinnert:

„Ich wünsche mir, dass Mama und Papa wieder zusammen kommen, aber ich weiß, dass das nicht mehr geht.“ Denn die Trennung zu akzeptieren und sie schließlich als alltäglich zu betrachten, dies ist ein wichtiges Ziel bei den insgesamt zwölf Spiel-, Erzähl- und Gesprächsrunden.

Warum diesmal nur Mädchen? „Weil die gegenüber den Jungen, die sich oft körperlich abreagieren, eine noch viel größere Scham haben, sich und ihre Gefühle mitzuteilen. In einer gemischten Gruppe geht so etwas überhaupt nicht“, erklärt Ursula Stroepen. Einer der ersten Übungen ist dann auch, dass die Kinder ihre eigenen Gefühle kennenlernen.

So können sie zum Beispiel die beiden Sanduhren „Glücklich“ oder „Traurig“ in unterschiedlicher Höhe ausmalen, je nachdem, ob sie wenig, manchmal, oft oder sehr oft glücklich oder traurig sind. Oder sie packen Watte, Reis oder Nägel in einen „Wutbecher“, schütteln ihn und zeigen durch die Lautstärke ihrer vorhandene Wut.

Etwa eine Woche vor der ersten Gruppenstunde lädt die Therapeutin die Eltern zu einem Gespräch ein, um schon einmal was über sie und die Kinder zu erfahren. Oft kommen dann beide getrennt lebenden Elternteile. Hinterher findet noch ein Abschlussgespräch mit den Eltern statt. Das, was in der Gruppe besprochen wird, bleibt allerdings dort. Dazu Ursula Stroepen: „Die Kinder unterschreiben zu Beginn auch offiziell einen Verschwiegenheitsvertrag.“

Eine Erfahrung, die die Therapeutin noch gemacht hat: „Oft geben sich die Kinder eine Mitschuld an der Trennung ihrer Eltern und fühlen sich selbst als Buhmann.“ Es gehört dann ebenfalls zu ihren Aufgaben, die Kinder davon zu überzeugen, dass sie dafür nicht verantwortlich sind und dass ihre Eltern auch nach der Trennung für sie Vater beziehungsweise Mutter bleiben.

„Ein Mädchen schreibt mir immer noch regelmäßige Briefe“, freut sich die Therapeutin über so manche positive Rückmeldung. „Im nächsten Jahr werden wir auch wieder eine Jungen-Gruppe anbieten“, ergänzt die Vorsitzende des Willicher Kinderschutzbundes, Hannelore Lönnendung.