Senioren: Gemeinsam statt einsam
35 Menschen nahmen am ersten gemeinsamen Mittagessen in Haus Vorst teil.
Vorst. Diesmal gab es Putengeschnetzeltes und Rösti, vorab eine Suppe. "Lecker", sagt Elisabeth Böhme, Bewohnerin des Altenheims am Kandergarten. Sie kannte die Küche in Haus Vorst schon. "Ich bin hier öfter mit meiner Tochter."
Deswegen hat sie sich sofort angemeldet, als die Betreuerinnen fragten, wer mitkommen möchte. "Acht unserer insgesamt 60 Bewohner", sagt die Leiterin des Heimes, Ulrike Lambrecht, die ebenfalls mit dabei ist. "Für unsere Bewohner ist das eine schöne Abwechslung."
"Wir haben das direkt mit einem Spaziergang verbunden." Sie glaubt, dass viele erst mal abwarten wollten, was die anderen davon berichten werden. "Ansonsten ist das doch eine wunderbare Abwechslung", sagt sie. Das gemeinsame Mittagessen hat Marlies Roosen von der Seniorenhilfe Vorst initiiert.
Sie würde auch Helfer zum Schieben der Rollis organisieren, wenn im Heim nicht genügend zur Verfügung stünden. "Wir haben den Donnerstag gewählt, weil dann auch Markt ist", sagt sie. Was es am nächsten Mittwoch gibt, steht auf kleinen Tafeln auf jedem Tisch: Schnitzel "Pariser Art", Kroketten, Gemüse.
Die Seniorenhilfe will mit der Aktion auch Alleinstehende aus ihrem Stübchen locken. "Man kommt ja sonst gar nicht mehr unter die Leute", sagt Magdalena Wünsch. "Ich habe vor einem Jahr meinen Mann auf den Friedhof gebracht, der mich sonst überall mit hingenommen hat", sagt Wiltrud Rohr. Weil er vor seinem Tod ein dreiviertel Jahr lang intensiv betreut werden musste, waren die Kontakte, die sie vorher gepflegt hatte, eingeschlafen. "Aber man kann sich ja nicht verkriechen."
Diese Tendenz kennt auch Gertrud Hinz. "Alleine essen gehen, das hat doch keinen Sinn." Schließlich will sie sich auch unterhalten. Auch sie empfindet das Mittagessen als Ausflug. Genau wie einen Einkauf. "Den nehmen mir meine Kinder auch ab. Wenn man nicht mehr rauskommt, wird man eigenbrötlerisch", fürchtet sie. Wiltrud Rohr hat noch eine andere Erwartung: Sie hofft, bei diesen gemeinsamen Mittagessen mal auf jemanden zu treffen, mit dem sie dann zukünftig auch wieder ins Theater gehen kann.