Bürgerbusverein Anrath Ohne Sponsoring kann der Bürgerbus nicht rollen
<irwordspace style="word-spacing -0075em;"><irglyphscale style="font-stretch 97%;">Anrath</irglyphscale></irwordspace> · Nach knapp 16 Jahren wechselt einer der Hauptsponsoren des Anrather Bürgerbusvereins.
Vielen Bürgerbusmitfahrenden ist es schon aufgefallen. Wo sonst auf der Beifahrerseite sowie auf der Motorhaube des Anrather Bürgerbusses die Reklame von Schumacher Kies zu sehen war, findet sich nun die Werbung der LVM-Versicherungsagentur von Dieter Leven. „Wir verzeichnen bei unserem zweiten Hauptsponsor einen Wechsel“, berichtet Bernd Nahler, Vorsitzender des Bürgerbusvereins Anrath. Weiterer Hauptsponsor sind die Stadtwerke Willich. Zusammen tragen die beiden Sponsoren gut 60 Prozent der jährlichen Gesamtkosten des Bürgerbusvereins. „Der Bürgerbus finanziert sich aus Spenden. Wenn wir diese Unterstützung nicht hätten, könnten wir das Angebot nicht aufrecht erhalten“, sagt Geschäftsführerin Patricia Ohlenforst-Jacobi.
Die Einnahmen der Fahrtickets würden nur minimal zur Finanzierung beitragen. Auch der Anteil vom Land in Höhe von 7500 Euro reiche für ein Betreiben der beiden Busse nicht aus, erläutert Ohlenforst-Jacobi. Laut der Geschäftsführerin liegen die Kosten pro Jahr bei rund 21.000 Euro. In dieser Summe ist alles enthalten, angefangen von der Wartung und Reparatur der beiden Bürgerbusse über den Kraftstoff, die Steuern und Versicherung für Busse sowie Fahrer bis hin zur Reinigung. „Ohne das Sponsoring, das nicht nur die Werbefläche auf den Bussen umfasst, sondern auch die Faltfahrpläne und die Tickets an sich, könnten wir nicht existieren“, sagt Claus Roelofsen, der zweite Vorsitzende des Bürgerbusvereins. Die erhöhten Kraftstoffpreise, der Kauf von Software für die geforderten E-Rechnungen als auch gestiegene Versicherungsbeiträge treiben die jährlichen Kosten dabei in die Höhe.
Knapp 16 Jahre lang war es das Unternehmen Schumacher Kies, das mit einer Summe von rund 6000 Euro pro Jahr Sponsoring betrieb. „Damit haben wir, über die Jahre gesehen, nahezu einen Bus bezahlt“, bemerkt Stefan Schumacher lächelnd. Jetzt sei mal jemand anders an der Reihe, fügt der Geschäftsführer von Schumacher Kies an.
Wobei die Unterstützung des Unternehmens aber in einer anderen Form weiterläuft. Seit nunmehr zehn Jahren gehört der Seniorchef Heinz-Georg Schumacher zu den Fahrern des Bürgerbusses. Er betont: „Ich fahre natürlich weiter ehrenamtlich.“ Damals habe er sich gedacht: „Die Vennheide, wo wir zu Hause sind, hat keine Kneipe mehr und man erfährt gar nichts mehr. Also bin ich Bürgerbusfahrer geworden, denn das ist die fahrende Nachrichtenzentrale“, erläutert Heinz-Georg Schumacher mit einem Augenzwinkern.
In die Sponsoring-Fußstapfen ist nun Dieter Leven mit seiner Versicherungsagentur getreten. „Ich fühle mich mit Anrath verbunden und möchte den Bürgern in meinem Heimatort etwas zurückgeben. Der Bürgerbus ist eine tolle Einrichtung. Als ich vom Vorstand des Vereins angesprochen wurde, ob ich mir vorstellen könnte, ein Sponsor zu werden, musste ich nicht lange überlegen“, sagt Leven.
Wie gut der Bürgerbus in Anrath angenommen wird, zeigen die Zahlen. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Nutzer bei knapp unter 10.000 Mitfahrern. Der Bürgerbus steht allen Menschen offen und ist längst nicht nur bei den Senioren beliebt. Auch viele Schüler wissen das Angebot zu schätzen. „Samstags sind wir für viele Bürger der Einkaufswagen. Sie fahren mit uns ins Dorf zum Einkaufen und danach wieder nach Hause“, sagt Bernd Nahler, der erste Vorsitzende des Vereins. Was viele Bürger nicht wissen: Der Bürgerbus kann von Menschen mit Schwerbehindertenausweis kostenfrei genutzt werden. Und wer ein Deutschlandticket, ein Schokoticket beziehungsweise generell ein VVR-Ticket sein eigen nennt, kann den Bürgerbus mit diesem Ticket ebenfalls kostenfrei nutzen. „Wir führen in den Bussen dafür eine Strichliste, da wir diese Fahrten zu einem kleinen Anteil entsprechend abrechnen können“, sagt Ohlenforst-Jacobi.
Neben der immerwährenden Sponsorensuche hält der Bürgerbusverein auch allzeit nach neuen Fahrern Ausschau, denn aus Alters- und Gesundheitsgründen fallen immer wieder Fahrer weg. Aktuell sind 40 Fahrer im Einsatz, aber „es können eigentlich nie genug sein“, betont Nahler. 45 Fahrer sind das Wunschziel.