Simulationsfahrzeug für LKW-Fahren in Tönisvorst

Mit dem „Simutruck“ lernen Fahrer, was sie bei Gefahr mit ihrem Lkw tun müssen.

Foto: nn

Tönisvorst. Wie lernt man Lkw-Fahren unter den verschiedensten Bedingungen, Tag oder Nacht, Stadt oder Autobahn, Nebel oder Schnee, deutsche oder niederländische Beschilderung — ohne dafür einen Kilometer zu fahren? Wie trainiert man Gefahrensituationen bis hin zur Notbremsung im Schotterbett, ohne dass Mensch und Maschine zu Schaden kommen können? Und ohne dass ein einziger Liter Diesel verbraucht wird? Die Antwort lautet „Simutruck“. Über ein solches Simulationsfahrzeug verfügt das Bildungszentrum in Tönisvorst.

Der Hersteller Krauss-Maffei Wegmann pflanzte ein Original-MAN-Fahrerhaus in einen Sattelschlepper-Auflieger, dazu jede Menge modernster Technik und auch noch einen Schulungsraum für bis zu neun Personen. Doch eigentlich wollen alle immer nur in das „Cockpit“ — auf den Fahrersitz, der mittels großflächiger On-Screen-Projektionen eine verblüffend realitätsnahe Rundumsicht vermittelt.

Diese Nähe zur Wirklichkeit und die zahlreichen Ausnahmesituationen, die programmiert werden können, machen den Simutruck besonders interessant für Fahrer im sogenannten „Blaulichtverkehr“ (Polizei, Feuerwehr, Rettungswagen). Deren Vertreter zeigten sich beim Kennenlernen des Simutruck absolut begeistert. Der Fahrer auf dem Simulatorsitz, der einen Fehler macht, lernt daraus, kann aber keinerlei Schaden anrichten. Rettungskräfte werden so besser auf ihre Einsätze vorbereitet. Und das mit null Benzinverbrauch, null Emissionen.

Ein weiterer Vorteil: Der Simutruck kommt zum Kunden, nicht umgekehrt. So kann er nicht nur für Schulungen, sondern auch für Events angemietet werden. 1,5 Millionen Euro hat das ganze Projekt inklusive Software gekostet. Die beiden beteiligten Unternehmen, die Verkeers Opleidingen Zuid in Venlo und das BZ Bildungszentrum in Tönisvorst, hätten diese Investition allein nicht stemmen können. So wurde der Simutruck ein EU-Projekt, betreut durch die Euregio Rhein-Maas-Nord in Mönchengladbach.

Die Verantwortlichen für das Projekt sind heute froh, durchgehalten zu haben. 2010 gab es den Bewilligungsbescheid nach langer Planungsphase. Und in der Realisierungsphase gab es unerwartete Probleme. So passten manche Komponenten, teilweise aus den USA geliefert, einfach nicht zusammen. An dem Programm für ein „dynamisches CBT“ (computer based training) wurde bis zur letzten Minute gefeilt.

Doch heute verfügt man über einen Simulator auf einem in Europa einzigartigen technischen Niveau. Zudem soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit möglichst zur Entwicklung infrastruktureller Fortbildungsangebote und Prüfungseinrichtungen für das Güterkraftverkehrsgewerbe in beiden Ländern führen. Und ganz nebenbei den Nachwuchs für den Kraftfahrerberuf begeistern, denn der Mangel an qualifizierten EU-Kraftfahrern zeichnet sich jetzt schon ab. Red