St. Tönis: Rätsel um einen alten Teppich

Seit über 30 Jahren hängt ein geknüpfter Wandteppich im Ratssaal. Wie er dorthin kommt, wissen nur wenige.

St. Tönis. Er gehört zum Tönisvorster Ratssaal wie die Stühle und Tische und ist einfach nicht mehr wegzudenken "Er ist klassisches Inventar geworden", sagt der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen und lächelt. Die Rede ist vom Wandteppich, der seit Jahrzehnten an der Kopfseite des Raumes hängt, direkt hinter den Plätzen des Bürgermeisters und der Ausschussvorsitzenden.

1,50 Meter breit und ebenso hoch zeigt das geknüpfte Teppichquadrat verschiedene Ornamente in unterschiedlichen Farben. Beige- und Brauntöne dominieren dabei, wobei aber auch die Farben Rot und Lila vertreten sind.

"Wie sich Altbürgermeister Albert Schwarz erinnert, ist der Teppich über den Architekten Ludwig Thorissen in den Ratssaal gekommen", berichtet Goßen. Besagter Architekt hatte vor über 30 Jahren den Umbau und die Erweiterung des Hauses um die benachbarte Feuerwache übernommen und unter anderem den Ratssaal geschaffen.

"Es war ein Geschenk zur Einweihung im Jahr 1979", nennt Standesbeamter Manfred Küsters weitere Einzelheiten. Zusätzliche Informationen hat er zu dem guten Stück aber nicht.

Dafür weiß Ludwig Thorissen umso mehr. "Zur Einweihung bringt man Geschenke mit. Ich hatte mich für den Wandteppich entschieden, der aus der damals sehr bekannten Düsseldorfer Teppichgalerie Kröner stammte", verrät er.

Der Schweizer Kröner war in den 70er Jahren in aller Munde, denn er hatte ein besonderes Knüpfverfahren entwickelt, mit dem die Bilder bekannter und moderner Künstler in Wandteppiche umgesetzt wurden. Statt Bild hing man dann eben Teppiche auf.

Welcher Künstler hinter dem Werk im Ratssaal in St.Tönis steckt, weiß selbst Thorissen nicht mehr. Dafür weiß er noch ganz genau, dass seine berufliche Arbeit am Rathaus mit einer Belobigung im Rahmen des Architekturpreises NRW ausgezeichnet wurde.

Annekdötchen um den Teppich, der seit 31Jahren dort hängt, fehlen natürlich nicht. "Ich wollte ihn vor Jahren einmal abbürsten. Und dann kam er mir mitsamt der Wandpaneele, an denen er hängt, entgegen", erinnert sich die städtische Mitarbeiterin Birgit Blumhagen.

Seitdem geht sie an das gute Stück nur noch, wenn er fachmännisch heruntergenommen wird. Dafür wird erst einmal ein Schraubendreher benötigt, denn der Wandteppich ist an einer Leiste angeschraubt.

"Früher war das Knüpfwerk nur festgeklebt", bemerkt Goßen. Somit hängt es heute auf jeden Fall sicherer. Und ebenso sicher ist: Könnte das Kunstwerk reden, dann hätte es so manche Schote aus der Politik zu erzählen.