St. Tönis: Ruhrpott-Kult im Forum

Herbert Knebel begeisterte das Publikum in St. Tönis. Germanisten und Lehrer hatten unter seinen Grammatik-Eskapaden schwer zu leiden.

St.Tönis. Mit Herbert Knebel hatte der Stadtkulturbund eines der Aushängeschilder des Potts in Sachen Kabarett und Comedy eingeladen. Klar, dass das Forum rappelvoll war. Viele erlebten Knebel nicht zum ersten Mal - was auch der nie alternde Ruhrpottrentner feststellte: So manches Gesicht erkannte er nach eigenem Bekunden wieder.

"Herzlich willkommen, Freunde von meinem Humor!" Nach dieser Begrüßung startete Knebel in ein fast zweistündiges Programm, das das Treiben der Menschen im Ruhrgebiet durch die dicke Brille Knebels beleuchtete und bei so manchem Lehrer für hochgerollte Zehennägel gesorgt haben dürfte. Denn die Grammatik Knebels ist für jeden Deutschlehrer ein Graus - für seine Fans aber Kult.

Mit dabei war Kumpel und Gitarrist Ozzy Ostermann. Auch er ist schon Kult, was nicht nur seinem hervorragenden Gitarrenspiel zuzuschreiben ist. Aber wer außer Ozzy Ostermann traut sich schon, mit Sandalen und rosa Socken auf die Bühne zu kommen? Bei zwei Solos, die Knebel mit dem Spruch "I’m a man and I go to the Keramik" für andere Dinge nutzte, begeisterte Ostermann das gesamte Publikum auch allein. Mit Knebel zusammen spielte er einen "Strauß bunter Melodien, die man nicht so gerne hören möchte".

Geboten wurde dann unter anderem ein Song, bei dem Knebels Kultspruch "Boh, glaubse" zu einem "bohbohbohglaubse" verrappt wurde. Mehr aber noch rissen die Geschichten des Rentners mit, die einem Frontalangriff auf Lachmuskeln und Zwerchfell glichen.

Schon die Begründung, warum Knebel eigentlich immer müde ist, brachte das Publikum zu Beginn des Abends auf Spur. Es liegt an Knebels Geburtszeit um 3.15 Uhr in der Nacht. "Wenn man um die Zeit aus dem Schlaf gerissen wird, da erholse dich nie von."

Lachorgien erntete er mit dem Versuch, Informationen über Blasenprobleme im Internet bei Google zu finden. Klar, dass Herbert da auf Erotikseiten landete und sich erst nach fünf Stunden mit dem Ausschalten des Rechners zu helfen wusste. Weiter ging es mit Geschichten über einen Besuch im Sonnenstudio: Herbert "grillte" sich in voller Montur und hatte nur Sonnenbrand an Händen und im Gesicht.

Dann waren da noch die "Emmazipation" von Knebels Ehefrau Guste oder ein Besuch beim Tierarzt: "Wegen die Enkel ihr sein Hamster". Wie gesagt - Germanisten hatten zu leiden, was mit dem Satz "Vorsicht ist vonne Mutti die Porzellankiste" erneut bestätigt wurde.

Das Programmende war Knebels Versuch, es Daniel Defoe gleich zu tun und wie Robinson Crusoe ein Tagebuch zu schreiben. Das Unterfangen währte nur eine Nacht und endete mit dem Leeren einer Flasche Asbach. "So ’ne Nacht nicht noch mal".

Gedanken über das Heiraten und ein Lob ans Publikum "You are sau-beautiful" schlossen einen tollen Abend ab.