Stadtgeflüster: Sofas, Hubschrauber und ein alter Seebär
Von Rauchern, die keinen Pavillon bekommen und Sozialdemokraten, die nicht auf einem Foto waren.
Willich/Tönisvorst. Die Bushaltestelle an der Brückenstraße in Anrath bestach bisher nicht gerade durch Gemütlichkeit, optisch ansprechend ist sie erst recht nicht. Das kann man einfach nicht schön reden. Böse Zungen sprachen gar von der "hässlichsten Bushaltestelle der ganzen Stadt".
Das hat sich jetzt geändert, quasi über Nacht: Seit vergangenem Dienstag steht dort ein blaues Sofa. Das sollte wohl eigentlich auf den Sperrmüll, wertet das Wartehäuschen aber unglaublich auf: Wo es vorher gar keine Sitzgelegenheit gab, ist nun eine Art Wohnzimmer entstanden. Der Stadtflüsterer findet, dass das ruhig so bleiben kann. Das gute Sofa ist sowieso viel zu schade für den Sperrmüll.
Es ist Bewegung in die Sache gekommen: Vorletzte Woche hatten die Tönisvorster Grünen gefordert, mit der Raucherei im Eingangsbereich des Antoniuszentrums müsse Schluss sein. Die Raucher könnten ja einen Pavillon bekommen. Das ist offenbar schon mal geprüft worden: So ein Teil könnte teuer werden. Zu teuer vielleicht. Was dann möglicherweise zur Folge hätte, dass im ganzen Bereich des Antoniuszentrums nicht mehr geraucht werden dürfte. Es soll bereits eine ganze Reihe von nervösen Rauchern gesichtet worden sein - das jedenfalls wollen gewöhnlich gut informierte Kreise wissen.
Ahoi: Freizeit-Kapitän Friedhelm Reimann hat künftig mehr Zeit für seine Segeltörns. Der 65-jährige WZ-Fotograf wechselt in den Ruhestand. Seit 1973 macht Reimann Bilder für die WZ, zehntausende dürften es inzwischen sein. Aber auch als Rentner bleibt der Vorster für die WZ aktiv, wird weiter Schützenkönige, Jubilare und Bürgermeister fotografieren. Nur auf allen Hochzeiten will Reimann nicht mehr tanzen. "Sonst fehlt mir ja die Zeit für mein Hobby", sagt Seebär Reimann. Sein nächstes Ziel: die Sail in Bremerhaven.
Jetzt in die Abteilung "Kurz berichtigt": Da hatte die WZ doch letzte Woche eine ganze Seite über die Krefelder Straßenbahn im Blatt - und wie sie über das Gebiet der Seidenstadt hinaus gefahren ist. Das freute viele, auch den Heimatbund St. Tönis.
Dessen Archivar, Werner Lessenich, entdeckte allerdings einen kleinen Fehler in der Berichterstattung: Es war die Rede von der Linie 5, die von Uerdingen nach St. Tönis gefahren sei. "Das war definitiv die Linie 1", sagt Lessenich. Aus dieser sei dann - nach dem Anschluss an den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr - die Linie 041 geworden. Danke für den Hinweis, sagt der Flüsterer. Wo wir gerade bei Korrekturen sind: Das angebliche Gebäude der Hannen-Brauerei in Willich, das vergangenen Mittwoch zu sehen war, entpuppte sich als Verwaltungsgebäude des Stahlwerks Becker.
Und nun noch eine Korrektur, die eigentlich keine ist: In der vorvergangenen Woche haben wir über Tönisvorster Lokalpolitiker berichtet, die die anstehende Rocknacht mit einer Spende unterstützen. Unerwähnt blieb in der Bildunterschrift als einzige Partei allerdings die SPD - denn die hatte - ebenfalls als einzige - keinen Vertreter geschickt.
Logisch, dass der nicht vorhandene Mensch dann eben auch nicht fotografiert werden konnte. Nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber" sind die Genossen aber trotzdem ein bisschen gekränkt. Denn gespendet haben sie auch. Wär’ ja vergebens, wenn das dann keiner mitbekommt. Deshalb sei’s hier noch einmal ausdrücklich erwähnt.
Ist die amerikanische Armee doch noch mit einem Großaufgebot in Deutschland, genauer gesagt: in Willich? Wie sonst sollte es zu erklären sein, dass in Reichweite des Stahlwerks Becker in einem Gehöft ein Helikopter steht, wie man ihn aus Kriegsfilmen wie "Apocalypse Now" oder "Birdie" kennt? Das hat sich der Stadtflüsterer auch gefragt und ist der Sache mal auf den Grund gegangen.
Also: Das Gerät kann nicht mehr fliegen, es wird stattdessen mit einem Tieflader durch die Weltgeschichte gekarrt. Und warum? Weil es der Karlsberg-Brauerei aus dem Südwesten Deutschlands gehört und von ihr als Marketing-Instrument genutzt wird. Nur der Presse gegenüber wird’s offenkundig nicht als solches gesehen. Auf mehrfache Anfrage hat sich die Marketing-Abteilung der Brauerei nie gemeldet. Schade, der Flüsterer hätte gerne für seine Leser mehr zu dem Gerät erfahren.
Da staunte der Vorster Franz Kersten nicht schlecht: Seit einiger Zeit sortiert er für eine Tante, die umgezogen ist, die Papiere. Und stieß dabei auf ein richtiges Schätzchen, das an den Mann der Tante erinnert. Er fand eine Urkunde, die auf seinen Onkel Willy ausgestellt war. Der hatte 1925 an der Deutschen Meisterschaft der Turner in Frankfurt teilgenommen. Und einen mehr als achtbaren achten Platz im Turn-Dreikampf erzielt. Die Urkunde soll nun einen Ehrenplatz bekommen.