Stadtplanung: Wohnen wie in Venedig

Hübsche Modelle für neue Wohngebiete haben 19 Studenten aus Gießen erarbeitet.

Willich. 19 Studentinnen und Studenten aus Gießen haben sich jetzt überlegt, wie die Bebauung in Willich nördlich der Parkstraße, östlich der St. Töniser Straße und westlich der Krefelder Straße ausgedehnt werden könnte. Die Anregung zu den sechs Arbeiten, die noch bis Ende nächster Woche im Foyer des Technischen Rathauses am Rothweg zu sehen sind, kam von der Stadt und von der Eigentümerin des rund 250 Hektar großen Areals, der W. Paschertz Grundstücks GmbH. Eine Chance auf Umsetzung hat keiner der sechs Entwürfe.

Wie kommen Fachhochschul-Studenten aus Gießen ausgerechnet dazu, sich über die Weiterentwicklung von Willich Gedanken zu machen? Ganz einfach: Ihr Professor, Peter Jahnen aus Aachen, hat einige Projekte im Ort umgesetzt, so zum Beispiel die Umwandlung der Schiefbahner Verseidag in ein attraktives Wohngebiet.

Ginge es nach den Studenten, könnten in Willich bald rund 1000 weitere Menschen leben. Doch das ist Zukunftsmusik, da eine Bebauung dieser Fläche weder im Flächennutzungsplan noch im Gebietsentwicklungsplan vorgesehen ist.

Die Entwürfe sind sehr unterschiedlich ausgefallen: Mal sind entlang der St. Töniser Straße fünfgeschossige Wohngebäude vorgesehen, mal soll ein Erdwall den Lärmschutz sicherstellen. In jedem Fall wird das Grün des Parks in das neue fiktive Wohngebiet in Form eines Grüngürtels verlängert. "Das ist fast wie in Venedig", so Planungsausschuss-Vorsitzender Jochen Kock angesichts eines Entwurfes, der Wasserachsen zwischen den einzelnen Wohnquartieren vorsieht.

Mal gingen die Studenten auf die vorhandene Bebauung ein, mal orientierten sie sich vollkommen neu. Die meisten Entwürfe gehen von einem mehr oder weniger strengen Raster aus, es ist in einem Entwurf aber auch eine Vorliebe für organisch anmutende Bebauungsformen erkennbar. Jochen Kock vermisste Häuser für Wohngemeinschaften, Jahnen regte kleine Single-Einfamilienhäuser auf 150-Quadratmeter-Grundstücken an.

Christian Paschertz hat die Erfahrung gemacht, dass sich Wohnungen in fünf- bis sechsgeschossigen Häusern schwer verkaufen und vermieten lassen, ob die Mini-Einfamilienhäuser ihre Käufer fänden, ist für ihn fraglich. "Das eine oder andere kann in Planungen an anderer Stelle einfließen", sagte die Technische Beigeordnete Martina Stall.

Ein Feind der Pläne ist vor allem der demographische Wandel: Wo sollen 1000 zusätzliche Einwohner herkommen, wenn die Bevölkerungszahl bundesweit zurückgeht?