Stadtgeflüster: Möhrensaft und tote Mammuts

Hans Brocker zeigt sich spendabel, Ludwig Hügen stellt Theorien auf – und in einer Realschule tropft’s von der Decke.

Willich/Tönisvorst. Von Elefantenfriedhöfen haben Naturkundige schon gehört. Die sind ja meistens in Afrika anzutreffen. Im Bruchgebiet Neersen/Schiefbahn/Anrath scheint sich dagegen ein Mammutfriedhof befunden zu haben. Diese Theorie vertritt Heimatforscher Ludwig Hügen, der sich durch diverse Anrufe Willicher Bürger bestätigt sieht. Nachdem nämlich vor Tagen darüber berichtete worden war, dass im Schiefbahner Heimatmuseum ein Mammutknochen aus dem Nachlass eines Anrathers einen Ehrenplatz bekommen hat, haben sich bei Hügen noch mehr Mammutkundige gemeldet. Und die berichten von Knochenfunden an der Brockmanns-Kull in den 50er sowie beim Bau der A 52 beim Natursee Schiefbahn in den 60er Jahren. Mal schauen, ob nicht auch noch ein Neandertaler gefunden wird.

Kennen Sie Hans Brocker? Der Unternehmer aus Schiefbahn-Niederheide war viele Jahre als "Möhrenkönig" bekannt, möchte aber heute eigentlich nicht mehr so genannt werden. Mit Möhren hat er gleichwohl noch zu tun. Das zeigt sich auch auf und am Rande der Neersener Festspiel-Bühne: Nicht zuletzt, weil er dort zu den Sponsoren zählt, sorgt er sich angesichts des miesen Wetters um die Gesundheit des Ensembles. Bei den Proben zum Kinderstück "Des Kaisers neue Kleider" kam er deshalb samt Möhrenpresse vorbei und servierte den Schauspielern und Intendantin Astrid Jacob gesunden Saft aus dem Gemüse. Und damit nicht genug: Pro Woche hat Brocker dem Ensemble während der Spielzeit einen Zentner Möhren zugesagt. Der Mann ist eben doch ein König.

Mitarbeiter von Kreditinstituten haben oft - vor allem bei Kreditgesprächen - die Angewohnheit, bohrende Fragen hinsichtlich der Bonität eines Kunden zu stellen. Damit ist es an der Kornstraße in St. Tönis schon länger vorbei; die Geschäftstelle der Sparkasse existiert seit zwei Jahren nicht mehr. Demnächst soll an gleicher Stelle wieder gebohrt werden. Nicht mit Fragen, sondern mit einem richtigen Bohrer. Da geht es dann um die Bonität der Zähne im so genannten Seidenviertel. Ein Krefelder Zahnarzt, so war im Lädchen zu vernehmen, will sich dort niederlassen.

"Gelbe Säcke" sind immer eine Diskussion wert. Da es sich dabei um eine "privatwirtschaftliche Angelegenheit" handelt, hat die Stadtverwaltung eigentlich nichts damit zu tun. Doch im Foyer des Verwaltungsgebäudes an der Bahnstraße in St. Tönis gibt es seit Jahren eine transparente Drahtkiste, die zu "Gerke-Zeiten" regelmäßig mit Rollen leichter und durchsichtiger "Gelber Säcke" gefüllt wurde. Jetzt gibt es einen neuen Entsorger. Auch der scheint zu liefern. Doch die Kiste im Rathausfoyer ist leer. Wer sich damit abfindet, geht buchstäblich "leer raus". So wie vor Jahrzehnten der "Playboy" unter der Theke gehandelt wurde, so geht es heute ähnlich zu mit den "Gelben Säcken". Klopfen muss man an der Tür neben dem Eingang. Dort "hinter der Tür" werden sie verwaltet.

In Kaldenkirchen wurde er geboren, in Willich lebt er. In Viersen ist er bei der Stadtverwaltung als Beigeordneter tätig: Paul Schrömbges hat nun ein neues Ehrenamt. In seiner Heimatstadt wurde er auf der Jahreshauptversammlung des TSV Kaldenkirchen zum ersten Vorsitzenden gewählt.

Nicht gewählt werden muss Dieter Porschen. Der Mann ist Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Manchmal hat sein Job Ähnlichkeit mit dem religiösen Verhalten eines Muslimen. Wenn nämlich Herr Porschen ständig betont, wie wichtig der Ausbau des Flughafens Mönchengladbach ist und dass er nun in Angriff genommen werden muss. So auch im letzten Heft des Verbandes, bei dem bekanntlich jedes Unternehmen Zwangsmitglied ist. Die Willich Firmen hat die IHK offenbar noch nie gefragt, ob sie den Flugplatz in Gladbach brauchen. Da liegt offenbar der kleine Unterschied zwischen Meinungsforschung und Lobbyismus.

Nett angekündigt worden war der Malwettbewerb der Bürger Junggesellen in der Sparkasse Vorst. Schützenkönig Bernd Schneider war da, Filialleiter Michael Germes und von den Protagonisten, den malenden Kindern, nur ein einziges, nämlich Celine Stieger. Und kein einziger der 20 Gewinner. Aber immerhin: viele Bilder.

Eifrig gesägt wurde vergangene Woche an der Straße Reckenhöfe bei St. Tönis. Da wurden nämlich die Bäume geschnitten. Offenbar hatten die Verantwortlichen nicht auf den Wetterbericht geschaut. Denn: Zunächst wurde die Äste nur abgesägt, dann kam der Sturm. Jede Menge Grünzeug flog über die Fahrbahn. Aber, und das sei durchaus zur Beruhigung angemerkt: Et hätt noch immer jot jejange.

Das Kollegium der Willi-Graf-Realschule muss zurzeit ohne sein Domizil auskommen: Das Lehrerzimmer ist geschlossen, weil es letzte Woche rein geregnet hat. Mit Nässe hatte auch Schulleiter Hermann-Josef Müller zu kämpfen. Er machte zwei Stellen in der Decke seines Büros aus, durch die es tropfte. Direkt auf seinen Schreibtisch. Kurzerhand schob er zwei Eimer drunter. Der Mann ist eben Baustellenerfahren.