Tierliebe: Schweine zum Kuscheln

Eher ungewöhnliche Haustiere hat sich Claudia Scholz aus Neersen zugelegt.

Neersen. "Lucky, Felix - Jungs kommt!" Auf den Ruf von Claudia Scholz ist Getrappel zu hören. Kurze Zeit später schubst eine rosa Nase die Matte zur Seite, die die breite Öffnung in der Stallmauer abdeckt. Der große Kopf von Lucky wird sichtbar, dann schiebt er sich ganz in die geräumige, dick mit Stroh ausgelegte Box. Felix folgt nur Sekunden später. Kein Leckerchen erwartet die beiden, sondern Streicheleinheiten.

"Die beiden sind total schmusig und stehen auf Streicheln, am liebsten am Bauch. Wenn ich rufe, wissen sie, dass Kraulen angesagt ist", lacht Scholz, während sie in die Hocke geht und mit dem Krabbeln beginnt.

Weder Pony, Hund oder Katze fahren hier auf Streicheleinheiten ab, sondern zwei rosige, je 150 Kilogramm schwere Mastschweine. Wohliges Grunzen ist zu hören. Dann lässt Lucky sich ganz auf die Seite fallen. Entspannt schließt er die kleinen dunklen Augen und genießt sichtlich die Situation. Felix schiebt unterdessen seine Nase auf die Schulter der 39-Jährigen und schubst sie vorsichtig an. Auch ihm gefallen die Streicheleinheiten.

Seit November ist die Neersenerin stolze Besitzerin der beiden Schweine. Damals waren sie zarte Ferkel und brachten gerade mal zehn Kilogramm auf die Waage. Die beiden fielen im Oktober bei Bottrop von einem Lkw, der auf der Autobahn unterwegs war. Die Autobahnpolizei griff die Ferkel auf und verfrachtete sie ins Bottroper Tierheim. Von dort erfolgte der Anruf nach Neersen.

"Das Problem ist, Schweine darf nicht jeder halten. Dafür braucht man eine Genehmigung. Die habe ich, da ich bereits einen achtjährigen Eber namens Friedolin besitze, ebenfalls aus einem Tierheim", erklärt Claudia Scholz. Platz ist ausreichend vorhanden und so rückten Felix und Lucky im November an.

Damals setzte erst einmal eine äußerst intensive Fütterung ein. Vier Mal am Tag rührte die Neersenerin Haferflocken, Fertigkartoffelpüree und Büchsenmilch in einem großen Eimer und gab’s den süßen Kerlchen. Ende Dezember gab es das erste richtige Schweinefutter, doch die Neersenerin hatte die Rechnung ohne die inzwischen kastrierten Jungs gemacht. "Sie ließen es stehen. Nur wenn ich ein Paket Kartoffelbrei anrührte und darüber gab, fraßen sie es", schmunzelt die Tierfreundin. Folge: eine lange Kartoffelbrei-Entwöhnungsphase.

Heute schmecken den beiden auch Weizenkleie, Schweinemehl und Pellets. "Aber das hat gedauert", verrät Scholz. Sorgen um Felix gab es auch schon. Er erkrankte an einem Virus, magerte ab. Der Tierarzt kam und setzte Spritzen. Scholz griff zur Rotlichtlampe und fütterte Babybrei, Sahne und den über alles geliebten Kartoffelpü.

Das gehört der Vergangenheit an. Heute lebt er quietschfidel mit seinem Kumpel und Friedolin auf einer großen Koppel mit Suhlstelle und Zugang zur Schlafbox im Stall. "Felix ist eher der Zurückhaltende, Lucky ist neugierig", beschreibt Scholz die beiden.

So verschieden sie auch sind, eins steht fest: Bei Claudia Scholz werden sie nie im Kochtopf landen, sondern dürfen ihr Schweineleben ausleben.