Süße Klänge, wilder Sound

Im „Titanic“ nutzten drei Nachwuchsbands die Chance eines Liveauftritts.

Anrath. Bühne frei für drei hoffnungsvolle Nachwuchsbands: Zum sechsten Mal seit 2004 bot das Jugendzentrum „Titantic“ jungen Künstlern eine Plattform, sich vor Publikum zu präsentieren und auszuprobieren. 150 Gäste waren am Ende zu Recht begeistert und erlebten drei Stunden druckvolle Livemusik, wie sie facettenreicher selten anzutreffen ist.

Mit „Geräusch“ eröffnete eine Anrather Kapelle den Abend, für die es der erste Auftritt war. „Wir wollen aus dem Proberaum endlich weg“, war die Vorfreude bei Gitarrist Mirko (18) groß. Erstaunlich souverän meisterten sie den coverreichen Reigen qualitativ hochwertiger Songs, der Spaß machte. Dennoch haben die talentierten Musiker erst mal andere Pläne: „Jetzt wird fürs Abi gelernt“, sagt Bassist Yannik.

Ganz so vernünftig waren die Gäste aus Viersen, die Bandmitglieder von „Notyet“, nicht: Eher wild, progressiv und frech gefiel ihr Auftritt, der die buntesten Momente des Abends bereit hielt. Dafür sorgte zum einen die ungeheure Vielfalt an Instrumentenwechseln, aber auch der Sound, den maßgeblich Sebastian am Synthesizer mitbestimmte. Das Lob ans Publikum, das sie nach dem Auftritt aussprachen, ging zurück: Poppiger Punk, irrlichternder Indie und rauer Rock gaben sich die Klinke in die Hand und verschmolzen zu einem echt eigenen Sound, wie er bei jungen Bands selten ist.

Doch dieser Eindruck erklärt sich auf Nachfrage nach dem Gründungsdatum schnell: Seit Sommer 2008 existiert das Quartett, das sein Schaffen augenzwinkernd als „Gruppentherapie“ bezeichnet.

Direkt vom Kopf in die Hand schienen die Songs von „toto o nada“, der dritten und letzten Band des Abends, zu fließen. Überlegt, aber espritvoll erklang so manche Eigenkomposition von Anraths offizieller „Superband“. Diese nutzte den Heimvorteil, denn im Titanic-Keller ist der Proberaum der vierköpfigen Gruppe.

„Im Wohnzimmer“ spielten sie daher, lieferten süffisant süße Gitarrenmelodien, die über Blue Notes galoppierten. Zitternd verzerrt die Stimme, satte Drums, ein feiner Gitarrenteppich: So rockig klangen die Jüngsten — der Altersdurchschnitt der Band liegt bei 16 Jahren. Vielleicht kam auch daher der nicht ernst gemeinte Gruß „Wir grüßen unsere Mamas“ — wer weiß.

Von ganz Jung bis etwas Erfahrener gab es keinen Moment der Unsicherheit. Mit großartiger Bühnenpräsenz und erfrischend leichter Hand erwachte Jugendkultur zum prallen Leben.