Tönisvorst: Am Nabel der Einkaufswelt
Mit viel Tamtam ist der „Future Store“ bei Real präsentiert worden. Hier kauft man mit dem Handy ein.
Tönisvorst. Der Nabel der Welt: die "Grüne Wiese" zwischen St. Tönis und Vorst. Hier liegt der "Future Store", der Markt der Zukunft also, zu dem die ganze Handelswelt pilgern soll. "Wir spekulieren schon, wie die Amerikaner Tönisvorst aussprechen", sagt Antonia Voerste, Pressesprecherin der Metro-Gruppe, die Inhaberin des Marktes ist.
Partnerunternehmen, die den Real-Markt mit neuesten Technologien ausgestattet haben, werden ihre Kunden nach Tönisvorst lotsen, um sie ihnen vorzustellen. Das Besucherzentrum, in dem sich gestern Journalisten aus aller Welt vom anstrengenden Rundgang stärken konnten, bietet auch Konferenzräume für eine intensive Kundenbetreuung.
Bereits am Donnerstag werden 70 Kunden eines Partnerunternehmens erwartet. Diese Möglichkeiten gab es am Standort Rheinberg, dem früheren Aushängeschild in Sachen Verkaufstechnologie, nicht. "Das haben unsere Partner bemängelt, deswegen haben wir Tönisvorst ausgebaut", verrät Voerste.
Auch "normale" Kunden, die einfach nur einkaufen wollen, können in den Genuss einer Führung kommen. "Sie brauchen sich nur am Tresen zu melden und werden dann benachrichtigt", sagt Voerste.
Die neue Technik offenbart sich zum Beispiel in der "Meistermetzgerei". Dort setzt man auf traditionelles Handwerk, so bei der Wurst-Herstellung, die der Kunde beobachten kann. Andererseits werden die Waren sofort mit Chips ausgestattet in die Kühltheke gebracht.
Dort werden sie gescannt, ein Bildschirm gibt Informationen über den Zustand (Mindesthaltbarkeit, Befüllung) der Theke. Das Motto, das Fleisch-Chef Johann Hösl mit hörbar bayrischen Akzent verkündet: "Frischer geht es nicht mehr."
Das Motto gilt auch für die Weinabteilung. Hier werden hochwertige Tropfen von zehn bis 150 Euro pro Flasche bei perfekter Temperatur gelagert. Zudem gibt es zwei Weinprobe-Automaten. Der Interessent bekommt an der Kasse eine Verkostungskarte. Die kann er in den Automaten einführen und aus 16 Flaschen je einen Fingerhut voll probieren. Als Eröffnungs-Promi preist Alfred Biolek seinen neuesten Riesling an.
Zukunftstechnik ist auch die Abrechnung mit dem "Mobilen Einkaufs-Assistenten" (MEA). "Der geht ab Juni in die Testphase." Sobald der Kunde auf seinem Handy - das über eine Autofocus-Kamera verfügen muss - die kostenlos zur Verfügung gestellte Software aufgespielt hat, kann er die Waren während des Einkaufs scannen.
Am Ende erscheint ein Barcode im Handy-Display, mit dem die Rechnung angefordert wird. Zahlen kann man bar, mit Karte oder Fingerabdruck. Datenschutz sei kein Problem, heißt es.
Außerdem gibt es acht SB-Kassen (hier scannt der Kunde) und zwölf herkömmliche Kassen. Ingrid Dornauer ist seit 23Jahren Kassiererin bei Real und hat keine Angst, dass die neue Technik ihren Arbeitsplatz gefährdet. "Im Gegenteil, wir haben neu eingestellt." Und sie begrüßt, dass mit dem neuen System stärker kontrolliert werde, ob Käufer von Alkohol und Zigaretten das notwendige Alter erreicht haben.