Pfarrer fehlt an allen Ecken

Laien halten die Gemeinde St.Katharina auf Kurs – und fühlen sich dabei gemobbt.

Willich. Neidvoll können in diesen Tagen die Verantwortlichen der Pfarrgemeinde St.Katharina nach St. Tönis schauen: Nach nur wenigen Wochen Wartezeit hat der Bischof dort einen Nachfolger für den ausscheidenden Pastor Josef Beenen bestimmt. Die Willicher Katholiken warten dagegen bereits seit Anfang 2006 vergeblich auf einen neuen Pfarrer - trotz "intensiver" Suche, wie es aus Aachen immer wieder heißt.

Zwar haben sich die Willicher in der "Gemeinschaft der Gemeinden" - sie zählt einschließlich Schiefbahn, Neersen und Anrath 28 000 Katholiken - einigermaßen arrangiert. Doch trotzdem ist ein Knirschen im kirchlichen Gebälk nicht zu überhören. Was viel mit dem fehlenden "Hirten" der Pfarre zu tun hat.

Paul Schrömbges, Kirchenvorstand

"Wenn Gemeindemitglieder merken, dass keine Messe gehalten wird, sondern ein von einem Laien gestalteter Wortgottesdienst, erheben sie sich und verlassen die Kirche." Geertje Knöfel hat dieses Verhalten in einem Schreiben angeprangert, das im Pfarrbrief veröffentlicht wurde. "Meine Kritik ist sehr positiv aufgenommen worden", erklärte Knöfel dazu der WZ. Ein möglicher Grund: "Ich bin nicht die Einzige, die enttäuscht ist."

Pastorale Mitarbeiter, so ihr Eindruck, würden gemobbt werden. Und: "Kaum jemand ist präsent, niemand ist zu einem Gespräch bereit - das nervt dann schon." Geertje Knöfel hat die Konsequenzen gezogen und ihr ehrenamtliches Engagement stark eingeschränkt.

Hat Wortgottesdienstleiter Paul Schrömbges - er ist auch Kirchenvorstandsmitglied - ähnlich frustrierende Erfahrungen gemacht? "Ich achte da nicht drauf, ob jemand den Wortgottesdienst verlässt", sagt er. Was er dagegen offen zugibt: Die Personalsituation sei "angespannt" - so sind die beiden Gemeindereferentinnen Dorothee Blum und Anne Müthing bereits seit längerer Zeit krankheitsbedingt ausgefallen. "Wir Ehrenamtler sind ziemlich alleine", ist die bittere Erkenntnis von Schrömbges.

Er geht die Sache pragmatisch an: "Ich engagiere mich, weil ich meinen Kindern keine desolate Kirche zumuten möchte." Klar, auch er sei frustriert: "Das lässt mich aber nicht einknicken." Den Brief von Geertje Knöfel findet er "mutig, weil man das normalerweise nicht tut".

Lassen sich die beiden Pfarrer Markus Poltermann und Karl-Josef Pütz häufig genug in St. Katharina blicken? "Dazu sage ich offiziell nichts", lautet der knappe Kommentar von Schömbges.

Norbert Bausch, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, sucht nach einer Erklärung für das Verhalten der Gemeindemitglieder, die teils zum Gottesdienst nach Forstwald ausweichen: "Über Jahrzehnte sind sie gewohnt, dass die Gottesdienste an Priester und Eucharistie orientiert waren." Die Pfarrer nimmt er in Schutz: "Sie sind für fünf Gemeinden zuständig, Pfarrer Pütz war einige Zeit krank, da stand lediglich Markus Poltermann zur Verfügung." Die Erreichbarkeit der beiden sei "überwiegend gegeben".

Können die sich häufenden Krankmeldungen seitens der Hauptamtler auf den zunehmenden Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen sein? "Das entzieht sich völlig meiner Kenntnis." Norbert Bausch wagt aber eine düstere Prognose: "Langfristig werden die fünf Gemeinden durch weniger als zwei Pfarrer betreut. Und da das Berufsbild des Gemeindereferenten ausgesetzt wurde, ist auch hier nicht mit Nachwuchs zu rechnen." Wird künftig also noch mehr Arbeit auf Ehrenamtler abgewälzt? "Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", lautet seine pessimistische Antwort.